Ein paar Hinweise vorab …

Um die Lernumgebung für stereophone Musikaufnahme optimal nutzen zu können, sollten Sie am besten Kopfhörer aufsetzen. Damit lassen sich die Unterschiede am besten erkennen.

Damit wir Ihnen alle unterschiedlichen Arten in einem Video zeigen können, müssen wir vorab eine ganze Menge Dateien laden. Die Zeit, bis alles geladen ist, nutzen wir, um das Wichtigste zu den unterschiedlichen Mikrofonierungen zu erklären.

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Vorbemerkungen

In diesem 360-Grad-Video lernen Sie diverse Möglichkeiten für eine stereophone Musikaufnahme kennen. Dabei geht es weniger um die unterschiedlichen Bauweisen einzelner Mikrofontypen, sondern eher um deren Richtcharakteristiken, sowie deren passende Verwendung und deren adäquate Positionierung im Raum im Verhältnis zur Schallquelle, um eine möglichst gute, stereofone Tonaufnahme auch in kleinen, akustisch stark gedämmten und gedämpften Räumen, d.h. in einem akustisch eher problematischen Umfeld zu erhalten.

Das akustische Erleben von Stereofonie beruht beim Hören des gleichen Audioereignisses grundsätzlich auf drei akustischen Parametern, die nahezu zeitgleich über zwei diskrete Tonkanäle und über unsere zwei Ohren im Gehirn eintreffen:

  • die Unterschiede in der Laufzeitwahrnehmung zwischen links und rechts
  • die Unterschiede in der Pegelwahrnehmung zwischen links und rechts
  • die Unterschiede in der Frequenzwahrnehmung zwischen links und rechts

Die Unterschiede (Differenzen) werden nahezu simultan in unserem Gehirn verarbeitet: Aus den dort eintreffenden akustischen Daten formt unser Gehirn fast zeitgleich ein „akustisches Bild“ des uns umgebenden Raumes. Somit können wir uns in ihm orientieren bzw. ihn bei Musik- und Sprachdarbietungen (un-)angenehm klingend wahrnehmen.

Wie auch aus meiner Vorlesung „Audioproduktion“ schon in der Theorie bekannt ist, können Sie nun in dem folgenden Video die Vor- und Nachteile von vier Mikrofonarrays hinsichtlich des stereofonen Klangs eines Konzertflügels akustisch live erleben:

AB-Mikrofonaufstellung

Hier entsteht der stereofone Eindruck hauptsächlich durch Laufzeitdifferenzen zwischen dem linken und rechten Tonkanal. In der Praxis hat sich ein Abstand von ca. 20 cm („Klein-AB“) bis zu 2m („Groß-AB“) zwischen den beiden Mikrofonen A und B bewährt. In kleinen Räumen, die häufig zudem stark gedämpft sind, entstehen sehr wenige akustische Reflexionen, so dass die AB-Aufnahme in diesem Aufnahmeraum nicht besonders gut und räumlich klingt, weil der Raum selbst nicht „mit-schwingt“. Beide A-B-Mikrofonkapseln haben in den meisten Fällen eine Kugelcharakteristik, seltener eine Nierencharakteristik.

AB Mikrofonierung

XY-Mikrofonaufstellung

Klanglich noch weniger zufriedenstellend ist die Aufnahme von Schallsignalen in diesem kleinen, akustisch gedämpften Raum mit der XY-Technik. Beide Mikrofonkapseln befinden sich möglichst am gleichen Ort im Raum. In diesem Fall wird der stereofone Eindruck im Wesentlichen durch die Pegelunterschiede zwischen dem linken (X) und dem rechten (Y) Kanal erzeugt. Da, wie bei der AB-Stereofonie auch, der Raum klein ist und nur sehr wenige akustische Reflexionen erzeugt, klingt das XY-Array sehr „topfig“ und auch fast monofon, weil die Frequenz- und Pegelunterschiede zwischen dem linken (X) und rechten (Y) Kanal folglich in diesem Raum kaum existieren. Beide X-Y-Mikrofonkapseln haben eine Nierencharakteristik.

XY Mikrofonierung

MS-Mikrofonaufstellung

Die MS-Stereofonie entspricht hinsichtlich der geometrischen Positionierung im Raum der XY-Stereofonie, d.h. beide Mikrofonkapseln befinden sich möglichst am gleichen Ort im Raum. Das Besondere der MS-Technik sind die verwendeten Richtcharakteristiken: „M“ ist eine Kugel oder eine Niere, „S“ dagegen immer eine Acht. Dieses Achter-Signal wird elektrisch zweifach verwendet, einmal in Phase (+) und einmal gegenphasig (-). So nutzt man die Achterrichtcharakteristik quasi wie zwei getrennte Kugeln und erhält somit drei Signale: M, +S und -(-S). Somit kann man die Stereofonie in der Größe, das heißt den Aufnahmewinkel einer Musikproduktion im Mischpult durch die drei Pegelsteller, „fern-steuern“, d.h. je nach Verhältnis M zu S bzw. -(-S) vergrößern oder verkleinern.

MS Mikrofonierung

Stützmikrofonierung direkt am Instrument (Flügelmikrofone)

Hier werden die Mikrofone – in diesem Fall drei: eins für die Basssaiten, eins für die mittlere Tonlage, eins für die Diskantseiten (Höhen) – direkt am oder im Instrument positioniert. So schließt man den Aufnahmeraum akustisch aus, dieser wird folglich von den drei Mikrofonkapseln hinsichtlich der Raumreflexionen nicht registriert. Deswegen empfiehlt sich hier der Einsatz von Mikrofonen mit Nierencharakteristik. Prinzipiell stellt dieser Mikrofonierungstyp eine AB(C)-Stereofonie dar.

Stützmikrofone am Flügel

Flügelmikrofone, ergänzt mit elektronischem Hall

Diese Form der Nah-Stereofonie blendet den natürlichen Raumklang durch die Mikrofonpositionierung im Instrument akustisch aus, deshalb wird diese Aufnahme in der Postproduktion häufig noch mit einem künstlichen, elektronischen Raumklang versehen. Da zuvor kein originaler Raumklang aufgenommen wurde, kann man z.B. eine Konzertsaalakustik elektronisch künstlich erzeugen („nachverhallen“). So entsteht ein eigentlich unnatürlicher Gesamtklang, der einerseits eine große akustische Nähe des Hörers vermuten lässt (starke Brillanz, viele Höhen), andererseits aber einen großen Konzertsaal räumlich nur auf elektronische Weise simuliert. Trotzdem haben wir uns als Zuhörer inzwischen daran gewöhnt, diesen etwas widersprüchlichen Gesamtklang als „natürlich“ zu empfinden. Dies gilt besonders für die Orchesterproduktionen von Filmmusik.

Stützmikrofone am Flügel mit Hall-Effekt

Wie die Lernumgebung richtig nutzen?

Um Ihnen den Einstieg in die Oberfläche der Lernumgebung zu erleichtern, abschließend noch ein paar Tipps.

In der Lernumgebung sehen Sie ein Video von der Aufnahme mit allen vorgestellten Mikrofonierungen. Um die Unterschiede zu hören, können Sie die gewünschte Audiospur umschalten. Dieses Umschalten funktioniert auf zwei Arten. Von Anfang an können Sie mit der Blickrichtung steuern, was Sie hören. Schauen Sie das entsprechende Icon im Video einfach an. Durch Klicken und Ziehen mit der Maus können Sie steuern, wo Sie im 360°-Raum hinblicken. Eine weitere Methode ist, die Bewegungssteuerung auszuschalten, dann können Sie ganz einfach mit der Leiste unten rechts steuern, was Sie hören.

Steuerungsleiste der Bewegungssteuerung

Einstellen, ob die Tonspur durch das Umschauen (On) im Video ausgewählt wird oder durch Buttons rechts (Off).

Steuerungsleiste zur Auswahl der Audiospur

Bei deaktivierter Bewegungssteuerung kann über die Buttons die Tonspur ausgewählt werden.

Buttons zur Steuerung von Start, Stop und Pause

Play und Pause zum Wiedergeben und Stopp, um wieder vorne zu beginnen.

Zoomen über das Mausrad

Zoom einfach durch die Scroll-Gesten Ihrer Maus steuern.

Kopfhörer

Mit Kopfhörern erkennt man die Unterschiede (Differenzen) am besten.

Bewegungssteuerung