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Woher kommt der Notarzt?

Prof. Dr. Matthias Mändl hält die 6. Forschungsvorlesung im Rahmen der von der Studierendenvertretung organisierten Vortragsreihe

Prof. Dr. Matthias Mändl bei der Forschungsvorlesung
Prof. Dr. Matthias Mändl bei der Forschungsvorlesung

Aus welcher Richtung kommt die Sirene oder das Martin-Horn? Wie gut kann man das am Steuer eines Wagens erkennen? Können Fahrzeuge Warn-Signale dämpfen oder sogar verzerren? Und welche Rolle spielt der Fahrer dabei? Antworten darauf gab Prof. Dr. Matthias Mändl in der 6. Forschungsvorlesung. Er stellte sein Projekt „Untersuchung der Richtungsortung von akustischen Warneinrichtungen für bevorrechtigte Wegebenutzer im Innenraum von Kraftfahrzeugen“ vor.

Prof. Dr. Matthias Mändl bei der Forschungsvorlesung
Prof. Dr. Matthias Mändl bei der Forschungsvorlesung

Prof. Dr. Matthias Mändl, Fakultät Maschinenbau/Umwelttechnik, ist Akustiker – und als solcher an der Aufklärung von Verkehrsunfällen beteiligt. Er unterstützt die Polizei mit akustischen Gutachten, in denen er Fragen auf die Spur geht wie: „Konnte der Fahrer wirklich nicht hören, dass er einem parkenden Wagen den Seitenspiegel abgefahren hat?“ Oder: „War der Fahrer überhaupt in der Lage, das Martin-Horn zu orten?“

Für diese und ähnliche Themen gilt: Versuch macht klug! Prof. Dr. Matthias Mändl führte mit der Polizei-Hochschule in Sulzbach-Rosenberg Untersuchungen zur Richtungsortung akustischer Warneinrichtungen durch bevorrechtigte Wegebenutzer wie Notarzt, Krankenwagen, Feuerwehr oder Polizei durch. Für das Experiment verwendete das Team um Prof. Dr. Matthias Mändl drei Fahrzeuge – Kleinwagen, Kombi und Kleinbus. Um die Fahrzeuge herum gruppierten die Beteiligten im Abstand von zehn Metern acht Lautsprecher, die abwechselnd in zufälliger Reihenfolge sieben Sekunden lang ein Warnsignal abspielten. Das Signal wurde in verschiedenen Lautstärken wiedergegeben, so simulierte man unterschiedliche Entfernungen. In jedem Wagen bestimmten nacheinander 25 Testpersonen, aus welcher Richtung das Signal kam. Anschließend nahm ein Kunstkopf mit „Mikrophon-Ohren“ am Steuer  Platz – mit ihm wurde objektiv gemessen, was tatsächlich am Ohr des Fahrers ankommt.

Die Ergebnisse zeigten: Durch Reflexion, Absorption und Interferenz im Innenraum des Fahrzeugs kann es tatsächlich zur Verzerrung des Signals kommen, so dass ein von rechts kommendes Signal am linken Ohr lauter wirkt als am rechten. Das bestätigen auch die Antworten der Versuchspersonen – sie ordneten das Signal, das im 90°-Winkel von rechts kam, am häufigsten falsch zu. Allerdings war die Abweichung nicht so signifikant, wie sie nach den Messungen mit dem Kunstkopf hätte sein müssen. Der Grund dafür: Die Testpersonen können im Gegensatz zu ihrem künstlichen Kollegen den Kopf drehen, um Geräusche besser zu orten.

Und damit hatte Prof. Dr. Matthias Mändl schon sein nächstes Projekt: Er ermittelt jetzt bei Hörversuchen im Labor, ob es eine reproduzierbare Kopfbewegung zur Geräuschortung gibt. Sollte das der Fall sein, wird er diese Bewegung mit dem Kunstkopf nachahmen, so dass der am Ohr ankommende Pegel gemessen werden kann.

Das Fazit der Forschungsvorlesung: Fahrer tun sich schwer, einen Einsatzwagen ausschließlich aufgrund des Signals richtig zu verorten. Allerdings veranlasst eine Sirene oder ein Martin-Horn dazu, nach dem entsprechenden Fahrzeug Ausschau zu halten.

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