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Es gibt sie doch: Frauen im Informatikstudium

Franziska Fenzl
Franziska Fenzl (Quelle: Witron)

Deutschlandweit war im Wintersemester 2019/2020 nur etwa jeder fünfte Informatik-Studierende weiblich. Damit liegt der Frauenanteil in diesem Studienfeld nochmals niedriger als über alle MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) hinweg. So ist es auch nicht erstaunlich, dass sich das Bild vom typischen Computer-Nerd immer noch hartnäckig in der Bevölkerung hält. Dass dieses ganz und gar nicht zutrifft, das zeigen Informatikstudentinnen der OTH Amberg-Weiden, mit denen wir über ihr Studium, ihre Erfahrungen mit männlichen Kommilitonen und warum sich so wenig Frauen für Informatik entscheiden, gesprochen haben.

Franziska Fenzl
Franziska Fenzl (Quelle: Witron)

„Dass Technik allgemein oder Informatik nichts für Mädchen sei, ist leider immer noch weit verbreitet in der Gesellschaft, aber schlichtweg falsch“, betont Theresa Weber. Sie hat ihr Studium der Industrie-4.0-Informatik im vergangenen Herbst aufgenommen, nachdem sie bereits eine Ausbildung als Elektronikerin für Geräte und Systeme abgeschlossen hat. Auch ihre Kommilitonin stellt schon zu Beginn klar: „Jeder muss gleich viel lernen“, und räumt somit das nächste Vorurteil aus dem Weg, dass Männer sich leichter täten. Dennoch sind die beiden zugleich die einzigen Frauen in ihrem Jahrgang des Studiengangs. Es lässt sich erahnen, dass dieser Umstand mit unserer Gesellschaft in Verbindung stehen könnte – vor allem im internationalen Vergleich. Neben Ländern, in denen das Geschlechterverhältnis annähernd ausgewogen ist, ist die Informatik zum Beispiel in einigen südostasiatischen Ländern ganz klar weiblich dominiert. Aber warum nicht bei uns? Zumal auch in Deutschland noch bis in die 1980er Jahre Datenverarbeitung und Programmierung zu den klassischen Sekretärinnen-Aufgaben gehörten und das Berufsfeld deshalb auch noch stark frauendominiert war. Dies änderte sich erst mit der zunehmenden Professionalisierung und Akademisierung.

Franziska Fenzl, die ihr Studium an der OTH Amberg-Weiden bereits 2019 erfolgreich beendete und jetzt als Ausbilderin bei Witron tätig ist, glaubt, es liegt teilweise auch am mangelnden Zutrauen. „Im Bekanntenkreis höre ich oft ‚das verstehe ich eh nicht‘, sobald es um technische Sachverhalte geht. Allerdings lässt sich dies auch schnell in ein ‚ist ja gar nicht so schwer‘ umwandeln.“ Frauen sollten sich deshalb nicht vorschnell entmutigen lassen. „Ich saß früher auch mehr vorm PC als dass ich dran rumgeschraubt habe“, so Franziska Fenzl. Und dem Erfolg tat dies keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: Nach erfolgreicher Ausbildung als Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung, Besuch der Berufsoberschule (BOS) und einem Bachelorabschluss in Angewandte Informatik ist sie mittlerweile Ausbilderin der FachinformatikerInnen.

Wege in die Informatik

Dabei muss Frau aber auch erstmal den Weg in die Informatik finden. „Ein Bekannter, der damals eine Ausbildung bei Witron machte, schlug mir vor, mich dort für ein Praktikum zu bewerben und das tat ich dann ebenso“, erzählt Franziska Fenzl. Auch bei Theresa Weber war Zufall im Spiel. „Für Technik habe ich mich immer schon interessiert. Dass ich mich für Informatik entschied, lag aber auch daran, dass ich die Zusage für die Ausbildungsstelle als Elektronikerin zuerst erhalten habe“, erzählt sie schmunzelnd und ergänzt, dass sie dann schon in der Ausbildung schnell gemerkt habe, dass ihr besonders Programmieren sehr liege.

Anders war es bei Anna-Lena Gassner. „Ich hatte am Gymnasium im Grund- und Leistungskurs schon Informatik“, erzählt sie und ist damit klar die Ausnahme, auch da sie ihr Abitur in Nordrhein-Westfalen absolvierte. Dadurch hatte sie in der Schule deutlich mehr Kontakt mit Programmieren und Informatik als die anderen drei. „Allerdings habe ich dann nach dem Abitur erstmal was anderes angefangen und bin erst über Umwege wieder zur Informatik gelangt“, erzählt sie lachend. Dabei ist sie aber äußerst zufrieden mit ihrer Entscheidung für ein Medieninformatik-Studium an der OTH Amberg-Weiden. Aktuell studiert sie im 6. Semester und ist somit bereits auf der Zielgeraden.

Positive Erfahrungen

Was alle Studentinnen gemein haben, sind ihre positiven Erfahrungen mit Kollegen und Kommilitonen. Und so betonen sie einstimmig, dass sich Frauen und Mädchen im Vorfeld keinesfalls abschrecken lassen sollten, und sie können ein Informatik-Studium nur empfehlen.

Darüber hinaus gibt es viele gute Gründe, warum die Informatik Frauen braucht. Sei es der Fachkräftemangel an sich oder, noch wichtiger, die fehlende weibliche Sichtweise. So durchdringen Apps und Programme mittlerweile nahezu jeden Aspekt unseres Alltags, werden dabei aber viel zu oft ausschließlich von Männern programmiert. Ein Umstand, den es zu ändern gilt. Franziska Fenzl sieht hier schon gute Ansätze. „Als ich 2011 meine Lehre anfing, war ich noch die einzige Frau in unserer Abteilung. Mittlerweile sind wir hier deutlich mehr Frauen und in diesem Ausbildungsjahr starteten sogar mehrere weibliche Auszubildende“, sagt sie und betont: „Ich glaube, es ist wichtig, dass Frauen in der Informatik sichtbarer werden und es mehr Vorbilder braucht, die zugleich prominenter präsentiert werden sollten, um Mädchen und junge Frauen für dieses Berufsbild zu interessieren.“

Dabei gab und gibt es diese Vorbilder. Zum Beispiel Ada Lovelace, deren Algorithmus als erstes Computerprogramm der Welt zählt, oder Grace Hopper, die u. a. den ersten Compiler konzipierte und maßgeblich an der Entwicklung einer der ersten Programmiersprachen (COBOL) beteiligt war. Oder Informatikerinnen der Gegenwart, wie Anne-Marie Imafidon, Mathematikerin und Informatikerin (Oxford), die weltweit eine gefragte Keynote Speakerin ist und sich mit ihrer Organisation Stemmetes (STEM entspricht dem deutschen MINT) dafür einsetzt, junge Mädchen für Technik und Naturwissenschaften zu begeistern, oder Jade Raymond und Kim Swift, die beide sehr erfolgreiche Karrieren in der Computerspielbranche aufzuweisen haben – um nur einige zu nennen.

Professorinnen als Vorbild

Neben diesen beeindruckenden Frauen sind es natürlich auch die alltäglichen Vorbilder, die gefragt sind. Dazu zählen insbesondere auch Lehrerinnen, Ausbilderinnen und Professorinnen. „Hier arbeiten wir an der Hochschule daran, vermehrt Professorinnen zu berufen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Gerald Pirkl, Frauenbeauftragter der Fakultät Elektrotechnik, Medien und Informatik an der OTH Amberg-Weiden und Professor für Eingebettete Systeme, und betont: „Umso mehr freue ich mich, dass wir in den letzten Semestern mit Prof. Dr. Mandy Hommel und erst kürzlich mit Prof. Dr. Tatyana Ivanovska zwei neue Professorinnen an unserer Fakultät begrüßen durften.“ Auch er würde sich freuen, wenn sich zukünftig mehr Studentinnen für ein Informatik-Studium entscheiden würden. „Meiner Erfahrung nach arbeiten diverse Teams meist besser“, erzählt er und ergänzt: „Gerade bei gemischten Studienteams wird ruhiger und überlegter miteinander umgegangen.“

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Studieninteressierte können sich im Online-Bewerbungsportal noch für ein Studium im Wintersemester 2021/22 anmelden. Dazu auf der Startseite der Homepage der OTH Amberg-Weiden den Link „Zur Studienplatz-Bewerbung“ anklicken und los geht’s!

Anna-Lena Gassner
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