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Gastvortrag: „Die Kosten der EZB-Niedrigzinspolitik für Deutschland“

| Sonja Wiesel | 
Prof. Dr. Gerhard Rösl (OTH Regensburg) und Prof. Dr. Franz Seitz (OTH Amberg-Weiden)
Prof. Dr. Gerhard Rösl (OTH Regensburg) und Prof. Dr. Franz Seitz (OTH Amberg-Weiden)
Prof. Dr. Gerhard Rösl
Prof. Dr. Gerhard Rösl

Zinstief in Europa. Seit Beginn der europäischen Finanzkrise hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins kontinuierlich gesenkt. Im Jahr 2012 wurde die 1-Prozent-Marke das erste Mal unterschritten, im März diesen Jahres hat die EZB den Leitzins auf 0,00 Prozent herabgesetzt. Die Ursachen und Folgen? Auf Einladung von Prof. Dr. Franz Seitz (Fakultät Betriebswirtschaft) gab Prof. Dr. Gerhard Rösl, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fakultät Betriebswirtschaft der OTH Regensburg, in einem Gastvortrag an der OTH Amberg-Weiden Antworten.

Prof. Dr. Gerhard Rösl (OTH Regensburg) und Prof. Dr. Franz Seitz (OTH Amberg-Weiden)
Prof. Dr. Gerhard Rösl (OTH Regensburg) und Prof. Dr. Franz Seitz (OTH Amberg-Weiden)
Prof. Dr. Gerhard Rösl
Prof. Dr. Gerhard Rösl

„Die aktuelle Niedrigstzinsphase ist eindeutig das Ergebnis einer konzertierten Bail-out-Strategie der großen Notenbanken zugunsten kapitalschwacher Banken und überschuldeter Staaten im Gefolge der Finanz- und Staatsschuldenkrisen“, so Prof. Dr. Rösl. Die ausgeprägten Leitzinssenkungen führen weltweit zu einer immensen Ausweitung der Basisgeldmenge, mit der Folge, dass im Bankensystem (nicht nur in Europa) eine gewaltige Überschussliquidität entsteht, die jedoch nicht eine klassische Güterpreisinflation nach sich zieht, sondern eine Vermögenspreisinflation an den Finanzmärkten mit entsprechend sinkendem Nominalzinsniveau. Das führt zum Beispiel in der Eurozone unter extremer Dehnung des Mandats der EZB zu einer indirekten monetären Staatsfinanzierung zu äußerst günstigen Konditionen über den Geschäftsbankensektor.

Die Auswirkung auf den Verbraucher?
Die künstlich erzeugten niedrigen Zinsen führen zu Zinsverlusten der Sparer. Diese sind deutlich höher als die Zinseinsparungen der – vor allem öffentlichen – Schuldner. Nach Berechnungen von Prof. Dr. Gerhard Rösl belaufen sich die Nachteile für Deutschland insgesamt auf ca. 40 Milliarden Euro pro Jahr. Das entspricht 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Jahr bzw. ca. 500 € pro Kopf und Jahr. Nach sieben Jahren Niedrigzinspolitik übersteigen damit die bislang aufgelaufenen kumulierten Wohlfahrtsverluste Deutschlands (rund 10% des BIP) die Primäreffekte der Finanzkrise (vgl. Rückgang des BIP um 5,5%) bei weitem. Und es ist noch kein Ende in Sicht.

Aufgrund fehlender risikoarmer Alternativen reagiert bisher der deutsche Sparer kaum auf die niedrigen Zinsen. Solange allerdings die notwendigen Haushaltskonsolidierungen nicht nachhaltig umgesetzt werden, wird auch das weltweite Niedrigzinsumfeld noch auf lange Sicht bestehen bleiben, so das Fazit von Prof. Dr. Gerhard Rösl.

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