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Sounddesign: Prof. Dr. Maximilian Kock veröffentlicht Fachbuch

| Alexander Seidl | 

Zuerst lernten die Bilder laufen, dann sprechen, musizieren und Geräusche machen. Was 1927 mit dem ersten Tonfilm The Jazz Singer holprig begann, wurde bald perfektioniert. Heute verschmelzen Bild und Ton zu einer vollendeten Illusion. Gemeinsam ziehen sie das Publikum in ihren Bann, erzeugen Spannung, wecken Emotionen. Doch welche Rolle spielt die Audiogestaltung dabei genau? Prof. Dr. Maximilian Kock, Dekan der Fakultät Elektrotechnik, Medien und Informatik, geht dem Phänomen in seinem neu erschienenen Fachbuch „Der Einfluss unterschiedlicher Audiogestaltung bei gleichem Bewegtbild“ auf die Spur.

Das Buch beschäftigt sich mit dem Einfluss unterschiedlicher Audiogestaltung bei gleichem Bewegtbild. Die konkrete Frage dabei: Wie ändert sich das Filmerlebnis, wenn ein Video in verschiedenen Audio- Varianten rezipiert wird? Um das herauszubekommen, stellte Prof. Dr. Maximilian Kock einen breit angelegten Hörversuch an. 240 ProbandInnen betrachteten einen der beiden Filme: den Animationsfilm „Samuel Goldenberg und Schmuyle“ (107 Sekunden) oder den Realfilm „Die Katakomben“ (72 Sekunden).

Dabei hörten sie über Kopfhörer eine von vier Audiospuren: ohne Ton, mit Soundeffekten, mit Musik oder mit Sounddesign (Musik und Soundeffekte). Ihre dabei empfundenen Eindrücke in puncto Immersion und Spannung markierten sie auf einem Tablet, das mit einer speziell adaptierten Software zur Auswertung der emotionalen Reaktion der VersuchsteilnehmerInnen ausgestattet war. Auf demselben Tablet wurde auch das Video gezeigt. So wurden die Emotionen unmittelbar während des Filmerlebnisses abgebildet.

Das Ergebnis: Die empfundene Immersion wird durch die Tonspur erhöht – Musik und/ oder Soundeffekte erlauben es dem Betrachter, intensiver in das Geschehen einzutauchen. Das Maß der Erhöhung hängt von Film- und Audiotyp ab, zum Beispiel steigert Musik die empfundene Immersion beim Animationsfilm um das Drei-, beim Realfilm um das Zweifache. Spannung hängt dagegen eher vom Bildgeschehen ab. Soundeffekte allein erhöhen die Werte nicht signifikant, erst Sounddesign, also Musik und Soundeffekte in Kombination, steigert die Spannung.

Für das praktische Sounddesign ergeben sich daraus mehrere Schlussfolgerungen: Die immersive Kraft der Musik wird vermutlich überschätzt. Im Gegensatz dazu sollte der Einfluss von Soundeffekten auf die Immersion stärker berücksichtigt werden. Besonders die Kombination aus Musik und Geräuschen erhöht anscheinend Immersion und Spannung. Daher sollte das Sounddesign eines Films eher dem Konzept eines visuell unabhängigen Hörspiels folgen. So gelingt es, ZuschauerInnen intensiver einzubinden und stärkere Emotionen auszulösen.

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