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Zwei simple Buchstaben

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Geschichtsbuch

Die OTH Amberg-Weiden ist eine Vordenkerin im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Doch was ist das eigentlich? Was kann KI? Und welche Forschung betreibt die Hochschule in dieser Richtung?

Geschichtsbuch

Es ist das Ziel der OTH Amberg-Weiden – genauso wie es das Ziel jeder Hochschule sein sollte – immer weitere Schritte in die Zukunft zu machen. Deswegen widmet sie sich jetzt zwei Buchstaben, die sich immer mehr und mehr in unser Leben einschleichen. Egal ob in der Wirtschaft, der Technik, rund um Pflege, Design oder Kommunikation. Diese zwei Buchstaben, K und I, kurz für Künstliche Intelligenz, sollen überall Wunder wirken.

Worum geht es eigentlich?

KI ist eine Software, die selbstständig Probleme lösen soll, indem sie Informationen in Beziehung zueinander setzt und aus Ergebnissen lernt. Die Technik ist dem menschlichen Gehirn nachempfunden und seinem Vorbild inzwischen in kognitiver Sicht weit überlegen. Das heißt, die Maschinen erkennen viel schneller Zusammenhänge und verarbeiten Informationen effizienter als wir Menschen es können. Dafür fehlt es den KIs an Emotionen, Sensorik und sozialen Kompetenzen.

Die OTH Amberg-Weiden will mithelfen diese menschlichen Computer weiter zu entwickeln und in eine glänzende Zukunft zu führen. Der französische Schriftsteller und Politiker André Malraux sagte einmal: „Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern“. Deswegen lohnt es sich doch einmal das alte verstaubte Geschichtsbuch heraus zu kramen. In diesem Fall braucht man keine Angst haben, jahrhundertealte dicke Wälzer lesen zu müssen, denn die Geschichte der Künstlichen Intelligenz ist aus historischer Sicht noch relativ jung.

Wie alles begann…

Angefangen hat alles im 17. Jahrhundert: Es waren Wissenschaftler*innen und Philosoph*innen gleichermaßen, die zu der Überlegung kamen, dass menschliche Gedanken und Entscheidungen auf Berechnungen beruhten und sich deswegen problemlos auch von Maschinen ausführen ließen. Aus dieser These heraus entstand die ersten Rechenmaschinen: Okay – zugegeben – es waren keine Geräte, die vor Intelligenz strotzten, deswegen blättern wir die Seiten unseres Geschichtsbuches um und schauen wie es weiter ging.

Gleichzeitig mit der Erfindung der ersten Maschinen begannen Entwickler*innen Pläne für „richtige“ Computer zu entwerfen. Allerdings gingen die Überlegungen damals noch nicht sehr weit – die Industrielle Revolution kam dazwischen und verzögerte die Entwicklung um einige Jahrzehnte. Schließlich jedoch, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, feierte Künstliche Intelligenz ein Comeback. Allerdings kein sehr positives. Frankensteins Monster, Krieg der Welten und ähnliche Schauergeschichten und Dystopien machten den Menschen Angst. Eine Furcht, die sich bis heute hält. Zwar macht sich kaum jemand ernsthaft Sorgen von Frankensteins Kreatur zerfleischt zu werden, doch die Angst vor einer Übermacht der schlauen Maschinen ist heutzutage in vielen Köpfen und Kinofilmen nach wie vor verwurzelt.

Daran hat Alan Turing wahrscheinlich nicht gedacht, als es ihm gelang die erste Software für einen Computer zu schreiben, der Anzeichen von Künstlicher Intelligenz zeigt. Damals wollte der Engländer im Krieg mit Hilfe der Maschine die geheimen Codes der Deutschen entschlüsseln und half beim Bau der Entschlüsselungsmaschine Enigma. Enigma verschaffte seinem Heimatland einen enormen Vorteil während des zweiten Weltkriegs. Teil seiner Entwicklung war ein Verfahren, das bis heute angewandt wird: der nach ihm benannte Turing-Test. Dabei sitzt ein Mensch vor einem Terminal und stellt Fragen. Wenn er nicht unterscheiden kann, ob die Antwort von einem anderen Menschen oder von einer Maschine kommt, gilt die Maschine laut Turing als intelligenter als der Mensch. Bisher hat den Test noch keine KI überzeugend bestehen können. Außerdem entwarf Turing auf dem Papier erste Programmiercodes für einen Computer, der Schach spielen konnte. Da dem Mathematiker aber die Hardware für eine solche Maschine fehlte, tauchen die KI, die sich mit uns im Schachspiel messen, erst einige Jahre später in der Geschichte auf.

Dafür entwarf jedoch Samuel Arthur kurz nachdem Turing die Entschlüsselungsmaschine baute, ein Programm, das Dame spielen und selbstständig lernen konnte. Damit wurde er zu einem Pionier auf dem Gebiet des maschinellen Lernens.

…wie es weiter ging…

Das nächste Kapitel der Geschichte befasst sich nun endlich mit der Geburt der Künstlichen Intelligenz. So sagt man, dass KI im Jahre 1965 so richtig das Licht der Welt erblickte. „So richtig“ bedeutet für uns leider, dass ab jetzt im Geschichtsbuch zunehmend kryptische Buchstabenkürzel und schlaue fremdsprachige Fachbegriffe aufpoppen. Von einem Laien für einen Laien kann ich die nächsten Ereignisse folgendermaßen vereinfachen: es wurde bewiesen, dass Maschinen das menschliche Bewusstsein nachahmen können. In Japan baute man den ersten menschenähnlichen, intelligenten Roboter. Trotz dieser Erfolge: die Entwicklung blieb hinter den Erwartungen zurück und die KI-Forschung stürzte in seine erste Krise. Eine zweite würde noch folgen. Das Problem bei der ersten Krise war ein weit verbreitetes: nach einem anfänglichen Hype wurden andere Themen wieder interessanter und die Förderung und Finanzierung gingen zurück. Während dieser Depression entstand jedoch etwas, was für die Zukunft der KI enorm wichtig war: neue Programmiersprachen.

In den 80er Jahren kam dann wieder ein Aufschwung, zusammen mit der Erkenntnis, dass man ja nicht gleich mit einem perfekten Allrounder als Computer beginnen muss. Stattdessen entwickelten Forscher KIs, die sich um ganz spezielle Probleme kümmern sollten, etwa die Lagerlogistik. Aber auch dafür waren die Computer noch nicht gut genug; sie kosteten mehr, als dass sie einsparten. Und zack – war die KI schon wieder in der Krise.

…Hoffnung auf ein Happy End

Da die Geschichtsbücher aber viel zu oft vom Scheitern erzählen, freut es mich umso mehr, dass unser historischer Abriss Hoffnung auf ein Happy End macht. In den folgenden Jahren, von den meisten auf der Welt unbemerkt,  wurden die Programme immer mehr verfeinert, optimiert und dann  plötzlich – tadaa: war die KI wieder ein Shootingstar. Genau genommen ein spezieller Computer namens Deep Blue, dem es gelang den Schachweltmeister Garri Kasparow zu besiegen. Damit beeindruckte die Maschine die Menschheit nachhaltig, auch wenn sie zeitgleich auf anderen Gebieten noch viel beeindruckender Leistungen vollbrachte. So konnten die schlauen Computer inzwischen bei Krankheitsdiagnosen helfen, Sprache erkennen und Unmengen an Daten durchforsten und strukturieren. Der Grundstein für Google und Co. wurde gelegt.

Seitdem ist KI auf dem Vormarsch und verwächst immer mehr mit unserem Alltag: Social Media, intelligente Assistenten, kluge Haushaltgeräte, personalisierte Werbung, Bild-, Sprach-, Text- und Gestenerkennung. Das alles und noch viel mehr ist bereits Wirklichkeit. Schaut man sich spezifische Fachgebiete an, wie etwa die Medizin, kann man sogar noch viel erstaunlichere Anwendungen finden – alles Dank dieser zwei simplen Buchstaben, K und I, und dem was dahinter steckt.

Wie geht es jetzt weiter?

Aus der momentanen Sicht sieht die Künstliche Intelligenz einer rosigen Zukunft entgegen. Doch das kann nur gelingen, wenn es auch weiterhin kluge Köpfe, wie Alan Turing gibt, die mit Leidenschaft weiterforschen. Die OTH Amberg-Weiden will ihren Anteil dazu beisteuern, damit die noch leeren Seiten im Geschichtsbuch der Künstlichen Intelligenz in einigen Jahrzehnten positiv weiterbeschrieben werden können. Dafür hat die Hochschule unter anderem das Projekt „Digitaler Campus“, mit dem weiter an Künstlicher Intelligenz geforscht werden soll sowie den Bachelorstudiengang Künstliche Intelligenz im Angebot, sodass Spezialist*innen in der innovativen Entwicklung intelligenter, selbstlernender Anwendungen mit einem Tiefenverständnis für künstliche und menschliche Intelligenz ausgebildet werden können.


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