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Erste-Hilfe-Koffer für die Psyche: MUNCHKIN gegen Depressionen

Die vier Medizintechnik-Studierenden Michael Mark, Heike Kraus, Luis Geißler und Yuliya Helwig mit dem MUNCHKIN und den Auszeichnungen
Die vier Medizintechnik-Studierenden Michael Mark, Heike Kraus, Luis Geißler und Yuliya Helwig mit dem MUNCHKIN und den Auszeichnungen

Sie heißt MUNCHKIN und misst gerade zehn Zentimeter. Doch die kleine Figur steht für eine große Idee – und die könnte allein in Deutschland bis zu zwei Milliarden Euro Gesundheitskosten einsparen. Vier Medizintechnik-Studierende der OTH Amberg-Weiden arbeiten daran …

Die vier Medizintechnik-Studierenden Michael Mark, Heike Kraus, Luis Geißler und Yuliya Helwig mit dem MUNCHKIN und den Auszeichnungen
Die vier Medizintechnik-Studierenden Michael Mark, Heike Kraus, Luis Geißler und Yuliya Helwig mit dem MUNCHKIN und den Auszeichnungen

Alexa, Siri oder Co. können viel, doch bei Depressionen sind sie kein geeigneter Ansprechpartner. MUNCHKIN ist anders. Als Echobot wird er Menschen mit psychischen Erkrankungen helfen, akute Krisen zu bewältigen oder abzumildern. In der Brückenzeit zwischen stationärer und ambulanter Therapie trägt er dazu bei, Rückfälle zu verhindern. „MUNCHKIN ist als Fallschirm gedacht“, sagt Medizintechnik-Student Luis Geißler vom MUNCHKIN-Projektteam. „Wenn ein Patient um drei Uhr nachts aus einem Albtraum erwacht und niemanden zum Reden hat, könnte ihm eine Unterhaltung mit MUNCHKIN helfen. Der Sprachroboter führt ihn als digitaler Betreuer durch das Handlungsprotokoll ‚Albtraum‘ und hilft ihm damit durch die akute Krise.“

MUNCHKIN wird zahlreiche Handlungsprotokolle für Standardsituationen wie Albträume oder Panikattacken enthalten. Die Informationen dafür will das Projektteam aus vorhandenen Patienten- und Gesundheitsdaten gewinnen. Die Herausforderung ist, geeignete Auswertungsprozeduren und Datenbanken zu entwickeln.

Heißt es also bald: Echobot statt Therapie-Couch? Nicht ganz. MUNCHKIN ist ein verschreibungspflichtiges Medizinprodukt, kein virtueller Therapeut. „Das System ersetzt keinen Facharzt“, sagt Medizintechnik-Studentin Yuliya Helwig vom MUNCHKIN-Team. „Es basiert auf einer ärztlichen Diagnose und bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Also eine Art Erste-Hilfe-Koffer für die Psyche.“

Ausgezeichnet: Zwei Preise beim Hackathon „Rural Health“

Intellektuelle Herausforderungen kann man auch sportlich angehen. So wie einen Marathon, nur halt im Kopf. Das ist dann ein Hackathon – und den hat das MUNCHKIN-Team mit Bravour gewonnen. Dieses Event fand im Mai an der OTH in Weiden statt und wurde vom Gesundheits- und Medizintechnikcampus an der Hochschule mitveranstaltet. Es brachte dem MUNCHKIN-Projekt gleich zwei Auszeichnungen ein: den Preis für den innovativsten Vorschlag und den Publikumspreis. „Das Thema brennt den Leuten auf den Nägeln“, sagt Luis Geißler. „Immer mehr Leute leiden unter Depressionen oder Burn-Out – fast jeder kennt einen Menschen, der unter psychischen Problemen leidet. Die Jury und das Publikum wissen, wie wichtig der Erhalt seelischer Gesundheit ist – und haben uns deshalb die beiden Preise verliehen.“

Bei dem Hackathon „Rural Health“ beschäftigten sich über 100 TeilnehmerInnen 48 Stunden lang mit der Gesundheitsversorgung auf dem Land. In elf Gruppen gingen sie die verschiedenen Challenges an, darunter „Soziale Kontakte im Alter“, „Essen zuhause 4.0“, „Wie aktiviere ich Bürger?“ oder eben „Psychische Gesundheit“. Am Ende stellten die HackathonistInnen in einer öffentlichen Veranstaltung ihre Ergebnisse vor – die besten Vorschläge wurden prämiert.

„Der Hackathon war die ideale Veranstaltung, um Ideen auszubrüten und weiterzudenken“, sagt Yuliya Helwig. „Die Coaches haben uns dabei gut unterstützt. So konnten wir uns voll und ganz auf die Aufgabe konzentrieren. Das habe ich als sehr positiv empfunden.“

Von der Idee zum Start-up

Ein erfolgreiches Start-up auf die Beine zu stellen, ist ein Marathon – die ersten Schritte hat das MUNCHKIN-Team aber im Sprint genommen. Der Businessplan steht, auch Partner aus Wirtschaft und Medizin konnten bereits gewonnen werden. Jetzt heißt es dranbleiben! Denn ist das Potential der Idee ist enorm – bis zu zwei Milliarden Euro Gesundheitskosten lassen sich einsparen, wenn man auf einem Schlag den gesamten Markt damit abdecken könnte. Nicht zu vergessen die psychologische Hilfe für zahlreiche PatientInnen und das persönliche Leid, das durch MUNCHKIN verringert werden könnte.

Für die zukünftigen Aufgaben ist das Team gut aufgestellt: Neben den vier Medizintechnik-Studierenden Heike Kraus, Yuliya Helwig, Luis Geißler und Michael Mark arbeiten eine Prozessingenieurin, ein Software-Entwickler, ein Betriebswirtschaftler und eine Studentin der Sozialen Arbeit am Projekt. Das psychologische Fachwissen steuert Dr. med Markus Wittmann, MHBA, bei. Er ist ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Bezirksklinikum Wöllershof. Außerdem ausgewiesener Experte in den Bereichen Depression, psychosomatische Krankheiten und Gerontopsychiatrie. Diese vielen Blickwinkel sind wichtig – nur wenn medizintechnisches, psychiatrisches, informatisches, betriebswirtschaftliches und sozialpädagogisches Know-how zusammenfließen, kann ein Produkt wie MUNCHKIN erfolgreich entwickelt und auf den Markt gebracht werden.

Dabei setzt das Team auch auf die Unterstützung der Hochschule: Mit Philipp Hermannsdörfer, Projektleiter Digitale Gründerinitiative Oberpfalz (DGO) an der OTH Amberg-Weiden, hat es bereits gesprochen – gut möglich, dass die Gruppe in naher Zukunft in das E-House am Weidener Campus zieht, um vom Netzwerk und der Infrastruktur der Hochschule zu profitieren.

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