Abfahren auf PRYSTINE: Internationales Konsortium tagt in Amberg
In den Medien taucht es derzeit noch regelmäßiger auf als Nessie, das Ungeheuer von Loch Ness: das selbstfahrende Auto. Den einen gilt es als Schreckgespenst, andere wiederum erträumen sich einen reibungslosen Science Fiction-Verkehr. Alle reden vom automatisierten Fahren, an der OTH Amberg-Weiden arbeitet man daran, dass diese Vision Wirklichkeit wird.
Schon seit über zehn Jahren engagiert sich die Hochschule in mehreren europäischen Konsortien. In der Fakultät Elektrotechnik, Medien und Informatik arbeitet Prof. Dr. Alfred Höß zusammen mit „seinen“ wissenschaftlichen MitarbeiterInnen Heike Lepke, Josef Schmid und Mathias Schneider sowie unter Einbindung mehrerer Studierender an derzeit drei EU-Projekte auf den Gebieten Autonomes Fahren und Elektromobilität, ein viertes wird Anfang Mai 2019 starten.
Eines dieser Europäischen Forschungsprojekte ist PRYSTINE – das steht für programmierbare Systeme für Intelligenz in Automobilen. In PRYSTINE arbeitet seit Mai 2018 ein Konsortium von insgesamt 59 Partnern aus 14 Ländern (EU, Israel und der Türkei), das Projektbudget umfasst ca. 51 Mio. Euro und finanziert zum Teil die 260 am Projekt beteiligten WissenschaftlerInnen. Deren gemeinsame Mission: automatisiertes Fahren auf Landstraßen und in der Stadt voranbringen.
Gerade komplexe, urbane Umgebungen sind im Gegensatz zu Autobahnen häufig wenig strukturiert, z.B. im Hinblick auf die Fahrbahnmarkierungen, so dass neben regelbasierten Signalverarbeitungsalgorithmen Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) in die Steuerungen integriert werden müssen. Dies gilt insbesondere für die Situationsinterpretation. PRYSTINE trägt diesen Forderungen mit der leistungsfähigen Plattform FUSION („fail-operational urban surround perception“) Rechnung. Die im Projekt zu entwickelnde Plattform führt die Informationen der Fahrzeugsensoren (Radar, Lidar, Kamera) mit denen der hochgenauen digitalen Karte und den Daten, die über Kommunikation ins Fahrzeug gelangen, zusammen. Dies schafft Performanz, Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit.
Das Team der OTH Amberg-Weiden ist für die sichere Kommunikation über Mobilfunk (LTE) zuständig, speziell für KI-basierte Verfahren zur Sicherstellung bestmöglicher Verbindungsqualität.
PRYSTINE wird die erreichten Ergebnisse in insgesamt 22 Demonstratoren nachweisen: Im Nutzfahrzeugbereich (LKW: Ford Otosan, Scania, TTS; Bus: Irizar), im PKW-Bereich (BMW, Maserati, CRF) sowie für die Arbitrierung von Fahrer und Automatisierung bei gemeinsamer Fahrzeugsteuerung. Hier wiederum realisiert das Team der OTH Amberg-Weiden in Kooperation u.a. mit den niederländischen Unternehmen AnyWi und dem israelischen Partner Starhome einen Demonstrator, welcher eine ausfallsichere Kommunikation von Fahrzeug und Server gewährleistet.
Am 24. und 25. Januar 2019 beherbergte Prof. Dr. Alfred Höß, Vizepräsident der OTH Amberg-Weiden, die ca. 30 Personen des PRYSTINE-Steuerkreises und ausgewählter weiterer europäischer Partner am Campus in Amberg. Während der Treffen in Amberg, an denen weitere Partner online beteiligt waren, wurden der Projektfortschritt auf Arbeitspaket- und Supply Chain Ebene evaluiert sowie Schnittstellenthemen erörtert. Die Treffen finden im Sinne der Förderung grenzüberschreitender Zusammenarbeit „reihum“ bei den beteiligten Projektpartnern statt. Die nächsten Treffen werden in Helsinki (April), Vilnius (Mai/Juni) stattfinden. Zudem wird das erste Review seitens des europäischen Fördergebers im Juli in Brüssel abgehalten.