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Beiträge unserer „Zugvögel“

Auslandsjahr in Mendoza, Argentinien

Mein Name ist Justus Hornung und ich studiere Bio- und Umweltverfahrenstechnik an der OTH Am-berg-Weiden. Ich habe mich für ein Auslandsjahr in Argentinien entschieden, da es eine optimale Möglichkeit ist, die südamerikanische Kultur kennenzulernen, im Ausland zu studieren und interna-tionale Arbeitserfahrung zu bekommen. Zudem besteht das Austauschprogramm zwischen der Uni-versidad Nacional de Cuyo (Uncuyo) un der OTH Amberg-Weiden, welche eine sehr enge Bezie-hung zwischen den Institutionen zu Grunde hat und ich bereits in dem Jahr vor meinem Auslands-aufenthalt die argentinischen Austauschstudenten kennen lernen durfte. Der Zeitraum meines Aus-landsaufenthaltes war von März 2024 bis Februar 2025. In dem ersten Semester habe ich an der Fakultät der Agrarwissenschaften der Uncuyo studiert und in dem zweiten Halbjahr ein 20-wöchiges Praktikum absolviert.

Die Universidad Nacional de Cuyo hat ca. 40.000 Studenten und einen Hauptcampus mit zahlrei-chen Fakultäten wie Kunst, Philosophie, Erziehungswissenschaften, Jura, Medizin, Naturwissen-schaften und Ingenieurwissenschaften. Neben dem in Zentrum der Stadt gelegenen Hauptcampus gibt es zusätzlich noch die Fakultät der Agrarwissenschaften, welche im Süden der Stadt befindet. Dort habe ich die Kurse Biogeographie, Biodiversität II und Wasserressourcen belegt. Bei der Wahl der Kurse bin ich hauptsächlich nach meiner persönlichen Präferenz vorgegangen. Im Allgemeinen gibt es bei den Kursen nicht nur eine Klausur am Ende des Semesters, sondern auch regelmäßige Zwischenprüfungen, genannt „parciales“. Diese fallen bei den jeweiligen Kursen verschieden fre-quentiert aus. Demnach hatte ich in Biogeographie insgesamt 3, in Wasserressource 4 und in Bio-diversität II jede Woche eine Zwischenprüfung. Je nachdem wie man bei den parciales abschneidet, wirkt sich das auf die Endprüfung aus. Die Vorlesungen waren ähnlich aufgebaut wie bereits bekannt aus meinem Studium. Es gab entweder Praktika oder Rechenübungen, die die Inhalte der Vorlesung aufgegriffen und vertieft haben. Allerdings gab es weniger praktische Anwendungen in den Laboren.
Das Beisammensein mit den Studenten ist sehr herzlich und entspannt, wenn man es zulässt. Man teilt in der Vorlesung das Nationalgetränk, den berühmten mate-Tee und genießt in den Pausen die abgelegene Lage der Fakultät.

Für das Praktikum habe ich mich für das Unternehmen DERIVADOS VINICOS S.A. – Dervinsa ent-schieden. Es liegt 35km außerhalb der Stadt Mendoza in dem Bezirk Palmira. Dervinsa ist eine Bioraffinerie, die biologische Abfälle aus der Weinherstellung in den umliegenden Weingütern als Primärrohstoff verwenden um hochwertige Produkte wie Weinsäure, Kaliumbitartrat und Trauben-kernöl herzustellen. Mich persönlich hat das Konzept sehr interessiert, da es sich um eine nachhal-tige Aufwertung von Abfällen handelt.
Ich habe mich hauptsächlich mit den verschiedenen Abwasserströmen der jeweiligen Teilprozesse beschäftigt und deren Qualität überprüft. Demnach habe ich viele Abwasserproben genommen, Analysen im Labor durchgeführt und diese dann ausgewertet. Ich konnte vor allem sprachlich Fort-schritte machen und auch die Theorie aus meinem Studium anwenden.

Ich hatte über das Jahr hinweg 2 verschiedene Unterkünfte. Im ersten Semester habe ich mit 2 der anderen Teilnehmenden am Austausch und einer Argentinierin in einer WG gewohnt, welche nah am Stadtzentrum lag. Durch das gute Busnetzwerk war man sehr flexibel und nicht zu weit abgele-gen. Im zweiten Semester habe ich mir nochmal eine neue WG gesucht, welche näher am Parque General San Martín war, welcher das Herzstück von ganz Mendoza ist.
In meiner Freizeit habe ich viel Zeit mit Bouldern und anderen Austauschstudenten verbracht. Durch die Größe der Uncuyo gibt es sehr viele Austauschstudenten, die dort für ein Semester studieren. Dabei trifft man auf Menschen aus fast allen Teilen der Welt. Der Großteil der Austauschstudenten war jedoch aus Europa (vor Allem Frankreich) und aus Südamerika (Peru, Brasilien, Venezuela und Kolumbien). Durch eigenorganisierte Veranstaltungen kommt man in einen regen Austausch mit anderen Nationen und knüpft Freundschaften. Reisen hat ebenfalls eine wichtige Rolle während meinem Auslandsaufenthalt eingenommen. Über den gesamten Zeitraum war ich in Patagonia und Tierra del Fuego, in der Region Mendoza (Malargüe, Potretillos und Vallecitos), in Salta und Jujuy, der Atacama-Wüste, Buenos Aires und den Wasserfällen von Iguazu. Ich habe es sehr genossen die verschiedenen Regionen mit ihren Facetten kennenzulernen und vor allem die Unterschiede der Landschaften im Vergleich zu Deutschland festzustellen.
Natürlich haben neben den verschiedenen Ökoregionen auch die kulturellen Unterschiede meinen Aufenthalt sehr geprägt. Denn die südamerikanische Mentalität ist etwas, was eine sehr große Be-reicherung für mein Leben ist.

Für mich persönlich war die sprachliche Barriere die größte Herausforderung. Denn ich hatte vor meinem Auslandsaufenthalt einen 4-monatigen Sprachkurs, welchen ich ohne Vorkenntnisse be-stritten habe. Durch den Kurs habe alle nötigen Grundlagen und vor Allem auch direkt die Unter-schiede in der praktizierten Sprache in Südamerika und Spanien gelernt. In den ersten 3 Monaten in Mendoza hatte ich ebenfalls einen Sprachkurs, der neben dem täglichen Sprechen sehr viel ge-bracht hat. Eine weitere Herausforderung war der rein soziale Aspekt sich in einer anderen Kultur und Gesellschaft zu integrieren. Dies ist mir vor Allem durch die Teilnahme an Sportgruppen gelun-gen. Außerdem ist das auch ein wesentlicher Unterschied zu Deutschland: denn die Menschen dort sind einfacher offener. Der soziale Kontakt mit anderen Austauschstudenten und Argentinier:innen hat maßgeblich zu der Verbesserung meiner Sprachkenntnisse beigetragen.

Mein Auslandsjahr hat definitiv meine Erwartungen erfüllt. Ich habe mich hauptsächlich persönlich weiterentwickelt und habe wichtige Einblicke in die dort herrschende Arbeits- und Studienwelt er-langt. Ich durfte die südamerikanische Kultur in vollen Zügen genießen und großartige Orte sehen. Wenn ich nochmal die Möglichkeit hätte dieses Auslandsjahr zu machen würde ich allerdings früher und intensiver an der Sprache arbeiten um möglichst einfach und schnell sich zu integrieren.

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