Beiträge unserer „Zugvögel“
Deutsch-argentinisches Austauschprojekt - Ein Semester in Mendoza, Argentinien
In diesem Bericht möchte ich Euch gerne von meinem Auslandssemester in Mendoza / Argentinien genauer berichten. Ich selbst studiere Internationales Technologiemanagement an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Weiden. Das ist ein Studiengang aus einer Kombination von Maschinenbau und Wirtschaft mit einem interkulturellen Schwerpunkt. Dabei habe ich durchgängig über alle Semester hinweg Kurse auf Spanisch und Englisch, welche mich auf die Berufswelt und Alltagsleben im In- und Ausland vorbereiten. In Mendoza habe ich an der Universidad Nacional de Cuyo den Studiengang Ingenieurwesen und einen verpflichtenden Spanischsprachkurs absolviert.
Von dem Auslandsaufenthalt habe ich mir versprochen meine Spanischkenntnisse zu perfektionieren und meinen kulturellen Horizont erheblich erweitern und die einzigartige Erfahrung machen, über einen langen Zeitraum auf einem anderen Kontinent zu leben. Meine Erwartungen sind mehr als übertroffen worden. Ich konnte meine fachlichen Kenntnisse für die Universität, aber vor allem meine Persönlichkeit extrem weiterentwickeln.
Ungefähr ein halbes Jahr vor meinem Auslandsaufenthalt habe ich die finale Bestätigung erhalten. Danach erstellte ich eine „To-Do Liste“ mit allen notwendigen Erledigungen nach Priorität gelistet. Dazu gehören unter anderem den Flug frühzeitig zu buchen, Visaangelegenheit zu beantragen, Auslandskrankenversicherung abzuschließen und einiges mehr. Beachte auch, dass dein Reisepass noch lang genug gültig ist. Diesbezüglich findet man jedoch im Internet viele Anleitungen, die dabei helfen keine Punkte zu vergessen. Bitte beachtet dabei auch frühzeitig mit den zuständigen Mitarbeitern des International Office sich in Verbindung zu setzen.
Meine Hochschule hat von Seiten des International Offices sehr viel geholfen. Mit Veranstaltungen zu Hinweisen über das Alltagsleben in Argentinien bis hin zu Sicherheitsunterweisungen war sehr viel dabei. Außerdem habe ich viele Kontakte von Argentiniern bekommen, die mich bereits im Voraus auf viele Angelegenheiten vorbereitet haben. Eine große Hilfe war vor Ort in Mendoza ein Buddy aus meiner Fakultät. Dabei hat jeder internationale Austauschstudent, bereits einige Wochen vor Anreise, eine Ansprechperson bekommen. Er half mir bei vielen organisatorischen Angelegenheiten, angefangen von der Beantragung des Studentenausweises bis hin zur Prüfungsanmeldung, holte mich vom Flughafen ab, machte Ausflüge mit mir am Wochenende, lud mich zu Familienfesten ein und vieles mehr. Da dies absolut nicht selbstverständlich ist, jedoch viel über die argentinische Gastfreundschaft aussagt, ist er nun auch ein Buddy fürs Leben geworden. Die Universität Uncuyo hat mir von Seiten des International Office zusätzlich auch noch eine To-Do Liste mit allen Anforderungen geschickt und mir eine Ansprechperson zugeteilt.
Ich kann nicht leugnen, dass es trotz meiner sehr guten Spanischvorkenntnisse zu Beginn eine kleine sprachliche Barriere im Alltag und in allen spanisch stattfindenden Unterrichtseinheiten gab. Dies hat den Grund, da jedes lateinamerikanische Land eine andere Aussprache hat und auch durch den historischen indigenen Einfluss zum Teil unterschiedliche Wörter benutzt. Jedoch hat sich das durch die große Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft in allen Bereichen, wie Studienkollegen über Professoren und Vermieter meiner Wohnung, schnell abgebaut. Da ich der erste Student von meiner Hochschule an der neuen Partneruniversität in Mendoza / Argentinien war, gingen alle Prozessschritte vielleicht noch nicht komplett reibungslos vonstatten, wie z.B. die Anrechnung der abgelegten Kurse mit dem Learning Agreement. Diesbezüglich wurden jedoch schnell Lösungen gefunden.
Anhand meiner noch fehlenden Module habe ich die Fächerauswahl und somit meinen Stundenplan zusammengestellt. Im Voraus vor meiner Abreise habe ich dafür strukturiert das Modulhandbuch beider Universitäten zu den Studiengängen übereinander gelegt, um somit übereinstimmende Module zu finden. Das Studienniveau war an dieser Universität sehr hoch und das Lernpensum musste man sich sehr gut einteilen. Der Vorteil an dem dortigen Prüfungssystem war, dass man durch Hausaufgaben, Vorlesungsteilnahme, Zwischenprüfungen, Projekten und Präsentationen über das komplette Semester hinweg den Arbeitsaufwand kompensieren konnte, um eine Abschlussprüfung und dem damit verbundenen Lernen aller Vorlesungsinhalte aus dem Weg zu gehen.
Sehr beeindruckend und auch erfolgreich fand ich die sehr interaktive Vorlesungsmethode der Professoren. Die Studierenden wurde viel mehr in die Vorlesungen, unter anderem durch Diskussionen in den Unterricht mit eingebaut. Außerdem sind meiner Meinung nach die Studierenden an dieser Fakultät mit mehr Selbstdisziplin und Motivation am Studium beteiligt und schätzen das kostenlose sehr gute Studienniveau in Argentinien mehr, als es hier bei einem Großteil in Deutschland ist. Durch die Teilnahme an vielen Aktivitäten, vor allem in den ersten Wochen, konnte ich in vielen Bereichen neue Bekanntschaften machen. Dies geht durch das große Interesse der Argentinier an neuen Kulturen und der großen Gastfreundschaft sehr einfach.
Sicherlich konnte ich mich fachlich sehr gut weiterentwickeln. Jedoch möchte ich noch auf die sehr schwierige wirtschaftliche und politische Situation Argentiniens kurz eingehen. Im Juli 2024 waren 57% der Bevölkerung von akuter Armut durch die lang andauernde Hyperinflation betroffen. Obwohl die Menschen in dem Zeitraum meines Aufenthaltes sich nicht viel materielles leisten konnten, haben sie immer mit mir geteilt und mich mit ihrer Herzlichkeit eingeladen. Außerdem findet durch den neuen anarchokapitalistischen und rechtspopulistichen Präsidenten Milei ein großer Wandel ins Ungewisse und falsche Richtungen statt. Dies motiviert mich umso mehr, sich für unsere Werte der Demokratie in Deutschland, aber auch im Ausland, einzusetzen!
Ich rate allen Interessierten vor dem Austausch die sprachlichen Kenntnisse zu gut wie möglich auszubauen, da dies der Grundbaustein für den Aufbau von lokalen sozialen Kontakten ist. Außerdem habe ich es sehr geschätzt viel Zeit mit lokalen argentinischen Personen zu verbringen, um auch wirklich in die einheimische Kultur einzutauchen und nur spanisch sprechen zu müssen.
Viel Dankbarkeit habe ich an das Team des International Office und die beiden Professoren, Herr Burkhard Berninger und Herr Peter Thomas, für die Unterstützung dieses Auslandsaufenthaltes.
Ich würde mich für Euch freuen, wenn Ihr auch den Auslandsaufenthalt probiert. :)
Abschließend möchte ich noch einen Spruch von Peter Lustig mit Euch teilen: „Am Besten man schaut sich die Welt an wie ein Kind – neugierig und mit offenen Augen!“
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