zum Start ins Sommersemester 2023

zum Semester-Start am 15.03.2023

(Kurzfassung / Auszüge)

 

Was geht Dir gerade durch den Kopf, am Start ins Studium, zu Beginn des neuen Semesters…?

Gebet

Gott: Alles, was wir heute im Kopf oder im Herzen haben, legen wir in deine Hand. Wir bitten dich um deine Kraft und Nähe für uns und alle, die uns wertvoll sind …um einen fantasievollen Geist, ein gutes Miteinander, eine friedvolle und fruchtbare Zeit an dieser Hochschule.

 

Bibelstelle (Lk 22,49-51)

Der Evangelist Lukas erzählt, wie Jesus in der Nacht vor seinem Tod nach dem Abschiedsmahl mit seinen Jüngern auf den Ölberg oberhalb der Jerusalemer Altstadt ging:

[Plötzlich kam ein Trupp bewaffneter Männer auf ihn zu.] Da merkten die Jünger, was bevorstand, und fragten: „Herr, sollen wir mit dem Schwert zuschlagen?“ Und einer von ihnen hieb auf den Bevollmächtigten des Obersten Priesters ein und schlug ihm das rechte Ohr ab. Aber Jesus sagte: „Halt! Hört auf!“ Er berührte das Ohr und heilte den Mann.“

 

Meditation

zum Bild: https://nelcu.org.ua/de/pauls-gemeinde-kehrte-zur-kirche-zuruck/

https://www.st-matthaeus-regensburg.de/passionsandachten-begegnungen-st-matthaeus

Das Bild zeigt das Kreuz an der Altarwand der St. Pauls-Kirche in Odessa, im Südwesten der Ukraine. Nach einem Brandanschlag 1976 war sie eine Ruine. Mit Unterstützung auch der bayerischen evangelischen Kirche und des Regensburger Diözesanmuseums konnte sie bis 2010 wieder aufgebaut werden. Die Kirche ist ein Mahnmal in der Stadt – ihr Turm ragt wie ein nachdenklich stimmender Zeigefinger aus dem Häusermeer der Hafenstadt.

Der deutsche Künstler Tobias Kammerer hat den Innenraum neugestaltet – mit einem eindrucksvollen Konzept aus Farben, Bildern und Skulpturen. Es dominieren Blau (wie das Wasser, Symbol der Taufe) und Rot (wie das Blut, Symbol für Jesu Liebe und seinen Tod), dazu ein goldener Bogen (wie der Glanz der Sonne, der Auferstehung). Inmitten der roten Fläche, die anmutet wie ein Blutfleck oder ein blutiger Kopf: Jesus Christus. Das alte Kruzifix vor der modern bemalten Wand zieht die Blicke aller Kirchenbesucher auf sich.

Szenenwechsel: Auf dem Campus der OTH in Weiden stehen vor dem Hörsaalgebäude zwei überlebensgroße Kopf-Skulpturen des Oberpfälzer Künstlers Jeff Beer. In einen der offenen Cortenstahl-Köpfe haben wir ein Holzkreuz gestellt – wie eine Nachahmung des Fotos aus der Kirche in Odessa. „KREUZ im KOPF“: daher das Motto für diesen Spirituellen Impuls.

Wie oft tragen Menschen ein Kreuz durch ihr Leben, wie oft haben wir „Kreuz-Gedanken“ in unserem Kopf: Angst, Unsicherheit, Fragen, vielleicht Einsamkeit, Stress, belastende Erlebnisse, durchkreuzte Lebenspläne…

Das Kreuz – eine Katastrophe, ein Skandal, das Ende!?

In der Bibel-Szene von vorhin bekommen es die Jünger mit der Angst zu tun, als am Ölberg der bewaffnete Trupp auf Jesus zugeht. Wie sie ahnen, was Jesus droht (der grausame Tod am Kreuz), schießt ihnen Gewalt in den Kopf. Doch Jesus durchkreuzt die aggressive Spontanreaktion seiner Jünger: „Halt! Hört auf!“ fährt er sie an, als sie zum Schwert greifen wollen („Herr, sollen wir…?!“), ja als sie schon vom Fragen ins Schlagen kommen und einem Knecht an den Kopf gehen, an sein Ohr. „Halt! Hört auf!“

Jesus macht einen Strich durch die Gewalt zwischen Menschen – er macht aus dem Minus ein Plus: In der Perspektive Jesu ist das Kreuz gar kein negatives Zeichen – das Kreuz in unserem Kopf wird zu etwas Positiven!

Jesus fordert auch uns dazu auf, Schluss zu machen mit der Produktion von Leid und nochmal Leid – er fleht uns an, die Spirale der Gewalt zu durch-brechen oder gar nicht erst loszutreten. Jesus ruft auch uns zu: „Halt! Hört auf“ – mit dem Dreinschlagen, ob mit Taten oder Worten. Dabei hat sein „Halt! Hört auf!“ noch eine zweite Bedeutung: „hört auf mich“ und findet bei mir, in meinem Wort, in meinem Leben – Sterben – Auferstehen neuen Halt: Halt, der trägt; Halt, der unser Minus zum Plus macht; Halt, der das Kreuz im Kopf zum Hoffnungszeichen formt, zum Wegweiser, der einen Ausweg weist – heraus aus der Enge unserer oft so starren, sturen Köpfe…

Tobias Kammerer war mutig und hat für die Paulskirche in Odessa neue Schönheit geschaffen, wo zuvor Zerstörung war. Eine Ruine hat der Künstler zum Hoffnungszeichen umfunktioniert! In seinen und unseren Augen kann sich der große rote Blutstropfen an der Altarwand in eine Blüte verwandeln. Das Schreckliche, die Gewalt, der Tod – das Bedrohliche, die Angst: Nein, sie dürfen nicht das letzte Wort haben! Seitdem Jesus durch Leiden und Sterben hindurchgegangen ist, um Leben und Liebe zu neuem Recht zu verhelfen, hat der Tod, hat das Negative definitiv  nicht mehr das letzte Wort! Wir wollen das mutige Zeichen der Hoffnung aus Odessa hierher an unsere Hochschule übertragen: Wagen wir es, eine alternative Vision zu leben, eine Alternative zu Krieg und Zerstörung, zu Tod und Trauer, zu Angst und Gewalt! Durchkreuzen wir die Mathematik des Schreckens mit seinem negativen Minus durch eine neue Rechenkunst: mit einem PLUS des Positiven, damit in unseren Köpfen (und Herzen) das Kreuz zum Zeichen neuer Lebenskultur wird: einer Kultur des Friedens und des Respekts.

Und, ach ja: Vom Ohr, das einer der Jünger Jesus im tragischen Übereifer der Gewalt an seinem Gegenüber verletzt hatte, heißt es: Jesus „berührte das Ohr und heilte den Mann.“ Ja, so will er es auch mit uns machen: Er will uns mit seiner liebevollen Nähe berühren und heil machen, er will unser Minus durchstreichen und zu Plus umformen. So, wie der deutsche Künstler im ukrainischen Odessa neue Hoffnung in die alte Kirche hineingemalt hat.

Wollen wir uns von diesen ermutigenden Beispielen nicht auch anrühren, heilen, verwandeln lassen: im Plus-Zeichen des Kreuzes…!?

 

(Für)Bitten

  1. Wir sorgen uns um unsere Angehörigen, um Freunde und Bekannte, denen es gerade nicht gut geht, die unter Krankheit oder anderen Problemen leiden. Gott: Sei ihnen nahe, wandle ihr Minus ins Plus!
  2. Wir sorgen uns um den Krieg in Europa und bitten um ein Ende der Gewalt, bitten um neuen Frieden, um Freiheit und Gerechtigkeit. Gott: Schau nicht weg, verwandle dieses Minus in ein Plus!
  3. Wir sorgen uns um die schon vielfach zerstörte Umwelt und bitten um mehr Verantwortungsgefühl bei allen gegenüber der Schöpfung. Gott: Rüttle uns auf, zeig uns den Weg vom Minus zum Plus!
  4. Wir sorgen uns um die Einsamkeit vieler, leiden manchmal selbst unter Alleinsein. Wir bitten um Begegnung und Zusammenhalt. Gott, mach aus vielen einzelnen Minuszeichen ein großes Gemeinschafts-Plus!
  5. Wir sorgen uns um anstehende Prüfungen und bevorstehenden Stress. Ob wir allen Anforderungen gewachsen sind? Darum bitten wir um Kraft, unser Studium gut meistern zu können. Gott, stärke uns und rechne unser Minus um ins Plus!

 

Irischer Segen:

Gott sei über dir, um dich zu behüten.
Gott sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen.
Gott sei neben dir, um dich zu beschützen gegen alle Gefahren.
Gott sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen.
Gott sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst.
Gott sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist.

So segne Euch Gott, der Vater durch den Sohn im Heiligen Geist. Amen.