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Beiträge unserer „Zugvögel“

Praxissemester in Milwaukee

Zuerst möchte ich mich kurz vorstellen: Ich heiße Verena, bin 22 Jahre alt und habe im Bachelorstudium von Oktober 2015 bis März 2019 an der OTH Amberg-Weiden Handels- und Dienstleistungsmanagement studiert. Um vor dem Beginn meines Masterstudiums noch Auslands- und Berufserfahrungen sammeln zu können, habe ich mich für ein Auslandspraktikum in den USA entschieden.

Da ich schon mein Praxissemester und meine Bachelorarbeit bei Krones in Neutraubling absolviert habe, stand schnell fest, dass ich für einige Zeit in deren amerikanischen Niederlassung in Franklin, Wisconsin, arbeiten kann. Nach der Zusage musste ich mithilfe einer Visaorganisation ein J1-Visum beantragen, was relativ zeit- und kostenaufwändig war. Ich musste Tests absolvieren, Referenzen vorlegen, eine Krankenversicherung abschließen, diverse Unterlagen ausfüllen und wurde im amerikanischen Konsulat in München interviewt. Dieser Prozess zog sich insgesamt circa vier Monate. Sobald ich die Zusage für das Visum bekommen habe, konnte ich meinen Flug in die USA buchen. Da Krones seinen Praktikanten ein voll ausgestattetes Haus und einen Firmenwagen bereitstellt, war die Wohnungs- und Autosuche kein großer Aufwand für mich. 

Und nach einigen vergangenen Monaten der Vorbereitung und Planung war der Tag des Abflugs relativ schnell gekommen. Anfang April 2019 machte ich mich vom Münchner Flughafen mit einem Zwischenstopp in Atlanta auf dem Weg nach Milwaukee, die Stadt, in der ich die kommenden Monate leben würde.

Erste Arbeitstage und Arbeitsalltag

Auch wenn man weiß, dass die amerikanischen Wohn- und Sicherheitsstandards nicht mit denen Deutschlands vergleichbar sind, war ich nach der Ankunft in meinem Zuhause auf Zeit etwas schockiert. Deshalb habe ich nach der ersten Nacht im neuen Zuhause erst einmal einen exzessiven Putzmarathon begonnen und daraufhin meine Mitbewohner gebeten, mit mir zu Ikea zu fahren, um mein Zimmer neu einzurichten. Nachdem alles sauber und neu eingerichtet war, fühlte ich mich gleich wohler und war bereit für den Start meines Praktikums.

Nur drei Tage nach meiner Ankunft in Milwaukee war auch schon mein erster Arbeitstag in der strategischen Einkaufsabteilung der Krones Inc. gekommen. Um mich in das Aufgabengebiet einzuarbeiten, hatte ich zu Beginn eine dreiwöchige Überlappungszeit mit meiner Vorgängerin Sue, die aus Südkorea für ein ganzes Jahr in die USA gekommen war. Dadurch konnte ich mich relativ schnell mit dem Tätigkeitsfeld vertraut machen. Zu meinem Arbeitsalltag gehörten Aufgaben wie die Bestätigung von Lieferungen im System, die Erstellung von Datenanalysen zur Vorbereitung von Lieferantenmeetings oder die Auswertungen von KPIs für die zweiwöchig stattfindenden Managementsitzungen. Zudem durfte ich in einem großen Projekt zur Verkürzung der Lieferzeiten mitwirken. Dadurch dass die Hierarchien in amerikanischen Unternehmen relativ flach sind, konnte ich sowohl mit meinem Supervisor als auch meinem Chef, dem Leiter der Einkaufsabteilung, eng zusammenarbeiten. Grundsätzlich hatte ich das Gefühl, dass die Amerikaner bei der Arbeit wesentlich besser gelaunt sind als wir Deutschen. Und das, obwohl sie nahezu keinen Urlaubsanspruch, keine Tarifverträge und sehr wenig Feiertage pro Jahr haben. Jeden Tag und von allen Seiten hört man im Durchgehen durch die Büroräume Wörter wie amazing, great, fabulous etc. Zudem wird auch Wert darauf gelegt, dass der Spaß bei der Arbeit nicht zu kurz kommt. Schon während meiner zweiten Arbeitswoche kam ich in den Genuss, bei einem Firmenevent teilzunehmen. Krones hatte für seine Mitarbeiter das Partydeck im Baseball-Stadion Millerpark in Milwaukee reserviert. Für einen kleinen Preis konnte man als Mitarbeiter Karten mit einem All-You-Can-Eat-Buffet kaufen.

Auch wenn das Baseball-Spiel für mich eher weniger interessant war, war dieser Abend für mich das erste typische amerikanische Erlebnis und ich genoss es, mit meinem Kollegen einen gemütlichen Abend zu verbringen. Doch das Baseballspiel war nicht das letzte Firmenevent. Zur Feier des Independence Days veranstaltete unsere Abteilung in der Mittagspause eine große amerikanische Barbecue Party. Das Highlight während meines Praktikums war jedoch definitiv mein letzter Arbeitstag, auf den zufällig die jährlich stattfindende Firmenfeier fiel. Ab Mittag versammelten sich alle Mitarbeiter in einem riesigen und geschmückten Zelt auf dem Parkplatz, um sich Reden anzuhören, Gemeinschaftsspiele zu spielen und ein riesiges und leckeres amerikanisches Buffet zu genießen.

Der Alltag in Milwaukee

Das uns von Krones zur Verfügung gestellte Haus hatte sechs Zimmer, von denen aber nur fünf belegt waren. Während ich mir das Erdgeschoss mit zwei Jungs teilte, wohnten im ersten Stock noch ein Mädchen und ein weiterer Junge. Jeder von uns hatte eine 40-Stunden-Arbeitswoche, die sich auf 8 Stunden pro Arbeitstag aufteilten. Da wir uns einen Firmenwagen teilten, verließen wir jeden Morgen um 6:30 Uhr gesammelt das Haus, sodass wir pünktlich um 7 Uhr den Arbeitstag starten konnten. Acht Arbeitsstunden und 30 Minuten Mittagspause später fuhren wir um 15:30 Uhr wieder zurück in Richtung Milwaukee. Da wir in der Regel gegen 16 Uhr wieder Zuhause waren, hatten wir noch den halben Nachmittag und den ganzen Abend zur freien Verfügung. Oft verbrachten wir die Abende miteinander, gingen Essen, etwas trinken, grillten oder saßen einfach gemütlich beisammen. Die Stadt Milwaukee an sich hat mir sehr gut gefallen. Mit über 500.000 Einwohnern ist es zwar eine relativ große Stadt, doch die vielen Grünflächen bieten einen perfekten Mix aus Stadt und Natur. Mein Highlight war die direkte Nähe zum Lake Michigan, dessen Strand man von unserem Haus in nicht einmal zehn Gehminuten erreichen konnte.

Die Wochenendtrips und die Westküsten-Rundreise

Da das Reisen zu meinen größten Hobbys zählt, hatte ich mir zum Ziel genommen, mir während meines USA-Aufenthalts die Vereinigten Staaten näher anzusehen. So habe ich über die Wochenenden einige Trips in verschiedene Staaten wie Illinois, Colorado, Louisiana, Florida oder New York gemacht und bin über das Memorial Day Wochenende sogar nach Kanada gereist. Was mich dabei am meisten fasziniert hat, ist definitiv die Vielseitigkeit und Weite des Landes. Hat man auf der einen Seite riesige Städte mit vielen Wolkenkratzern, bieten die vielen Nationalparks eine großartige Abwechslung zu dem Trubel in den Metropolen. Die weißen und mit Palmen bepflanzten Sandstrände mit einem traumhaften Blick auf türkisblaues Wasser dürfen dabei nicht vergessen werden.

Da einem das J1-Visum erlaubt, nach Praktikumsende noch weitere 30 Tage im Land zu bleiben, nutzte ich diese Möglichkeit für eine Rundreise entlang der Westküste der USA. In 18 Tagen fuhren wir insgesamt knappe 5.000 km durch die Staaten Kalifornien, Arizona, Utah und Nevada und besuchten dabei die drei bekannten Städte Los Angeles, Las Vegas und San Francisco sowie viele beeindruckende Nationalparks wie den Joshua Tree, Grand Canyon Bryce Canyon oder Yosemite Nationalpark. Diese Reise war eine meiner aufregendsten und abenteuerlichsten Reisen, die ich bisher gemacht habe, und stellte den perfekten Abschluss für die vergangenen Monate dar.

Fazit

Abschließend kann ich nur sagen, wie dankbar ich für die vergangenen Monate bin. Auch wenn es anfangs eine Herausforderung war, in ein fremdes Land zu ziehen, in dem man niemanden kennt, war dieser Auslandsaufenthalt eine der wertvollsten Erfahrungen meines bisherigen Lebens. Ich habe so viele wunderschöne Orte in diesem Land gesehen, viele tolle Menschen getroffen, die amerikanische Kultur und den Lebensstil kennengelernt und weitere berufliche und persönliche Erfahrungen für meine Zukunft sammeln können. Trotzdem hat mir dieser Auslandsaufenthalt auch gezeigt, wie unbeschwert und sicher wir in unserem Heimatland Deutschland leben können und wie ich es schätze, meine Freunde und Familie jeden Tag um mich zu haben.

In diesem Sinne – Goodbye USA and Hello Germany!

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