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Wahlen in der Ukraine: ein deutsch-ukrainisches Seminar

Die Teilnehmer und Organisatoren des Planspiels.

Politik ist ein Spiel der Mächte: Auf dem Spielfeld stehen nicht nur Politiker und Parteien, sondern auch Wirtschaftsmagnaten, Gewerkschaften, Kirchen, Journalisten und Interessensgruppen. Jeder Akteur verfolgt andere Ziele und Strategien. Deshalb erscheint das politische Geschehen oft kompliziert und undurchdringlich. 20 ukrainische und bayerische Studenten haben versucht, es zu verstehen – und simulierten in einem Planspiel den Wahlkampf in einem fiktiven Land. Außerdem nutzten sie die gemeinsame Zeit, um über die aktuelle Situation in der Ukraine zu sprechen.

Die Teilnehmer und Organisatoren des Planspiels.

Der Student Vasyl Baranez von der Universität Tscherniwzi spielt einen Oligarchen. Mit seinem Geld kann er die ihm genehme Partei unterstützen. Gleichzeitig muss er fürchten, dass die Stimmung im Land umschlägt und für ihn unbequeme Politiker die Macht erringen. Zum Beispiel Frauen wie die Studentin Olha Demenchuk, Universität Tscherniwzi, die im Planspiel eine Oppositionspolitikerin verkörpert. Beide Teilnehmer begreifen schnell: Wer seine Interessen verfolgen will, muss taktieren, Verbündete suchen und Kompromisse machen.

Und das war das Ziel des Planspiels – ein tieferes Verständnis für das politische Geschehen, die Anforderungen an die einzelnen Akteure  und die Konsequenzen des eigenen Handelns zu schaffen. Gleichzeitig konnten die Teilnehmer Bezüge zur Situation in Deutschland und der Ukraine herstellen und die Verhältnisse in den beiden Staaten vergleichen.

Inwiefern diese neu gewonnenen Erkenntnisse der Realität entsprechen, haben die Studierenden in den darauf folgenden Tagen überprüft. In Regensburg sprachen sie mit einem Journalisten der Süddeutschen Zeitung über die Rolle der Presse bei Wahlen. Außerdem tauschten sie sich mit dem Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs aus, der im Frühjahr einen erfolgreichen Wahlkampf geführt hat.

Der Lackmustest findet allerdings erste Ende Oktober statt. Dann kommen die bayerischen Studenten in die Ukraine und können vor Ort ihre Planspielergebnisse mit der Wirklichkeit vergleichen. Denn zeitgleich zum Gegenbesuch wählen die Ukrainer dort ein neues Parlament.

Auch wenn das Planspiel im Vordergrund stand, sprachen die Studierenden natürlich über die gegenwärtige Situation in der Ukraine. Die Besucher wiesen darauf hin, dass viele Deutsche nicht ausreichend informiert seien und zu wenig über die Hintergründe wüssten; die Reaktionen der deutschen Regierung auf Wladimir Putin seien zu nachsichtig. Das Lebensgefühl vieler junger Ukrainer brachte Olha Demenchuk auf den Punkt: „In Zeiten der Krise fühlt man nur Angst.“

Das deutsch-ukrainische interdisziplinäre Seminar an der OTH in Weiden haben Jan-Philipp Neetz vom Bayerischen Hochschulzentrum für Mittel-, Ost- und Südosteuropa (BAYHOST), Marian Mure, Leiterin Sprachen- und Mittel-Osteuropazentrum und Serhij Lukanjuk, Zentrum Gedankendach der Uni Tscherniwzi, gemeinsam organisiert. Die ukrainischen Studierenden kommen überwiegend von der Universität Tscherniwzi , ihre deutschen Kommilitonen von verschiedenen bayerischen Hochschulen. Zwei Studenten aus Weiden sind auch dabei. Finanziell unterstützt wird das Projekt vom DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amtes.

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