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Forschungsaufenthalt in Norwegen: KI trifft Meeressäuger
Natur und Technik sind bei einem Forschungsaufenthalt bei Ocean Sounds in Bodø, Norwegen aufeinandergetroffen. Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe der OTH Amberg-Weiden und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) arbeitete im Juli gemeinsam mit dem norwegischen Forschungsinstitut Ocean Sounds an der Schnittstelle von Biologie, Akustik und Künstlicher Intelligenz.
Der Forschungsaufenthalt fand im Rahmen des OTH-Best Projects 2024 unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Christian Bergler statt. Von der OTH AW nahmen Prof. Dr. phil. Tatyana Ivanovska und Tobias Dobmeier, B. Eng., teil; die FAU war vertreten durch Prof. Dr.-Ing. Elmar Nöth und Christopher Hauer, M. Sc. Gastgeberin war Prof. Dr. Heike Vester, Leiterin von Ocean Sounds, einer Einrichtung, die sich auf die vokale Kommunikation und das Verhalten von Meeressäugern spezialisiert hat.
Ocean Sounds ist spezialisiert auf die Biologie sowie die vokale Kommunikation und das Verhalten von Meeressäugern. Die Einrichtung führt seit vielen Jahren langfristige audiovisuelle Beobachtungen in der Region Vestfjord (Norwegen) durch. Im Mittelpunkt steht dabei die Kombination aus Unterwasserakustik und Foto-Identifikation zur Erfassung und Unterscheidung einzelner Individuen.
Langfristige Datensammlung
Seit 2004 werden im Vestfjord systematisch akustische Aufnahmen von Schwertwalen und ab 2006 auch von Grindwalen erhoben. Parallel entstand ein fotografisches Datenset, aus dem detaillierte Foto-Identifikationskataloge entwickelt wurden. Diese ermöglichen die Unterscheidung von 45 sozialen Gruppen mit insgesamt 559 Schwertwalen sowie 11 Gruppen mit 364 Grindwalen. Das akustische Material umfasst 158 Stunden Unterwasseraufnahmen von Schwertwalen und 79 Stunden von Grindwalen. Die Stimmrepertoires beider Arten wurden manuell kategorisiert: Schwertwale – 88 unterschiedliche Rufarten und 25 Subtypen, Grindwale – 131 Rufarten und 25 Subtypen.
Forschungsaktivitäten in Bodø
Während des Aufenthalts wurden zusätzliche Daten im Bereich Akustik und Bild erhoben, darunter Vokalisationen und Photo-Identifikation von Schwert- und Grindwalen. Darüber hinaus bot die Arbeit auf See praxisnahe Einblicke in logistische und technische Herausforderungen der Feldforschung. Ein zentraler Bestandteil war der Austausch mit den Biologinnen Prof. Dr. Heike Vester, Ellyne Hamran und Marie Engebretsen über die tägliche Feldarbeit, die Aufbereitung und Nachbereitung der Daten sowie über mögliche Synergien mit Anwendungen aus der Künstlichen Intelligenz. Die intensive Zusammenarbeit zwischen OTH AW und Ocean Sounds stärkt die interdisziplinäre und internationale Kooperation.
Kooperationen und Publikationen
Im Rahmen der Forschungskooperation wurde das geplante DFG-Projekt BEAST – Behavioral Exploration via Acoustics and Vision for Animal Speech Tracking diskutiert. Zudem entstand eine gemeinsame Publikation, die bereits bei der ICASSP 2026 eingereicht wurde:
Hauer C., Nöth E., Arias Vergara T., Dobmeier T., Ivanovska T., Barnhill A., Bergler C., Vester H.
"CLICK-SPOT: Orca Click & Echo Detection and Classification Using Multiple Time-Frequency Domain Representations"
Darüber hinaus ist eine weitere Publikation in Vorbereitung, die sich mit der Differenzierung zwischen Mutterlinien von Schwertwalen anhand einzigartiger Vokalisationsmuster befasst.


