Zum Hauptinhalt springen

News

Handwerk kann auch Chefin

Petra Schuster, Müllermeisterin in der sechsten Generation und Inhaberin der Schustermühle Kemnath, spricht darüber, wie es ist als Frau im Handwerk einen Betrieb zu führen
Petra Schuster, Müllermeisterin in der sechsten Generation und Inhaberin der Schustermühle Kemnath, spricht darüber, wie es ist als Frau im Handwerk einen Betrieb zu führen

Mut, Mehl und Unternehmergeist – unter diesem Dreiklang stand die neueste Ausgabe der Reihe „Ich bin gerne Chefin!“ im Coworking Kemnath. Unter dem Motto „Meisterinnen der Zukunft: Gründen im traditionellen Handwerk“ ging es um Selbstständigkeit in einer Branche, die noch immer als Männerdomäne gilt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Campus Kemnath der OTH Amberg-Weiden in Kooperation mit dem Coworking Kemnath.

Petra Schuster, Müllermeisterin in der sechsten Generation und Inhaberin der Schustermühle Kemnath, spricht darüber, wie es ist als Frau im Handwerk einen Betrieb zu führen
Petra Schuster, Müllermeisterin in der sechsten Generation und Inhaberin der Schustermühle Kemnath, spricht darüber, wie es ist als Frau im Handwerk einen Betrieb zu führen

Ein Abend zwischen Tradition und Innovation

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand Petra Schuster, Müllermeisterin in der sechsten Generation und Inhaberin der Schustermühle Kemnath. Das seit 1825 bestehende Familienunternehmen verarbeitet ausschließlich Getreide aus eigenem Anbau oder von regionalen Landwirten zu hochwertigen Mehlen, die an Bäckereien und im eigenen Mühlenladen vertrieben werden.

In ihrem Impulsvortrag gewährte Petra Schuster authentische Einblicke in ihren beruflichen Alltag und den Weg in die Selbstständigkeit. „Mir war ab der ersten Klasse klar, dass ich Müllerin werden will“, berichtete sie dem Publikum. Diese frühe Leidenschaft, gepaart mit Durchhaltevermögen und Innovationsgeist, prägte ihren Werdegang.

Mut zur Selbstständigkeit im ländlichen Raum

Andrea Schild-Janker, die Operative Leitung des Campus Kemnath der OTH Amberg-Weiden, wies in ihrem Grußwort auf die nach wie vor geringe Zahl von Frauen im Handwerk hin: Nur rund ein Sechstel der Meisterprüfungen wird von Frauen abgelegt und lediglich etwa ein Viertel der Handwerksbetriebe befindet sich in weiblicher Hand. Umso wichtiger seien Veranstaltungen, die erfolgreiche Unternehmerinnen sichtbar machen und als Vorbilder präsentieren.

Authentisch, bodenständig und innovativ

Mit ihrer direkten und bodenständigen Art schilderte Petra Schuster den Alltag zwischen Maschinen, Getreidesäcken und Büroarbeit: „Man muss schon mal hinlangen, und man wird schon mal schmutzig.“ Neben fachlicher Kompetenz und körperlichem Einsatz betonte sie den hohen Organisationsaufwand, den die Selbstständigkeit mit sich bringe – von gesetzlichen Vorschriften bis zur Buchhaltung.

Dabei gehe es vor allem darum, die eigenen Stärken zu kennen und bei Bedarf Unterstützung anzunehmen. „Du musst wissen, was du kannst und was nicht. Dann such dir die Menschen, die das für dich machen“, lautete ihr pragmatischer Rat an die Teilnehmerinnen. Gleichzeitig forderte sie mehr Selbstbewusstsein: „Man muss auch dazu stehen, dass man was kann“ – ein Appell, der im männerdominierten Handwerkssektor besonders nachhallte.

Auch das Thema Unternehmensnachfolge spielte eine Rolle: Schusters Tochter absolviert derzeit ihre Ausbildung im Müllerhandwerk. „Es ist schön zu wissen, dass auch die nächste Generation den Betrieb weiterführen will“, sagte Schuster sichtlich stolz.

Austausch, Inspiration und Netzwerken

Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine lebendige Diskussionsrunde. Dabei standen Fragen rund um die Zukunft des Handwerks, den Fachkräftemangel und die Motivation junger Menschen – insbesondere von Mädchen – im Fokus. Petra Schuster plädierte dafür, Freude und Leidenschaft in den Mittelpunkt der Berufswahl zu stellen: „Wichtig ist, dass es dir Freude macht. Denn wenn du das als Beruf lernst, musst du das lange machen, also soll es dir Spaß bereiten.“ Ihr abschließender Rat an angehende Gründerinnen lautete: „Du musst machen – und vor allem einfach mal anfangen!“

Die Veranstaltung verdeutlichte eindrucksvoll, wie wichtig Austausch, Vorbilder und praxisnahe Einblicke für Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit sind. Petra Schuster zeigte, dass sich Tradition und Innovation nicht ausschließen, sondern gemeinsam eine starke Grundlage für zukunftsfähiges Handwerk bilden können.

Frauen als Führungskräfte und Gründerinnen

Seit Jahren liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte in deutschen Unternehmen bei lediglich rund 30 Prozent. Auch bei Unternehmensgründungen zeigt sich ein ähnliches Bild: Nur etwa ein Drittel aller Gründungen in Deutschland werden von Frauen initiiert, und laut dem Deutschen Startup Monitor ist die Zahl der Gründerinnen zuletzt sogar wieder gesunken. Dabei verfügen Frauen heute über ebenso hohe Bildungsabschlüsse wie Männer und schneiden bei Unternehmensgründungen häufig durch bessere Vorbereitung und langfristige Stabilität positiv ab.

Ziel der Reihe „Ich bin gerne Chefin“ ist es daher, erfolgreiche Unternehmerinnen vorzustellen und Wege aufzuzeigen, wie Wirtschaft, Politik und Hochschule Frauen in der Region Nordoberpfalz auf ihrem Weg in Führungspositionen oder in die Selbstständigkeit unterstützen können.

Zurück