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(Un-)faire Textilwirtschaft: Unsere schärfste Waffe ist der Geldbeutel

| Sonja Wiesel | 

Der neue Pullover – passt wie angegossen, ist cool und er ist billig. Doch wo wurde er unter welchen Bedingungen und zu welchen Löhnen hergestellt? Darüber macht sich beim Kauf kaum jemand Gedanken. „Wir wissen, was wir tun sollten und machen genau das Gegenteil“, sagte Hannes Jaenicke beim 15. EthikForum, das die Frage „Dein T-Shirt aus Bangladesch – (un-)faire Textilindustrie?“ im Fokus hatte.

Diese Frage dränge sich gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit auf. Zu Beginn des EthikForums fasste Prof. Christiane Hellbach, Vizepräsidentin der OTH Amberg-Weiden, die Produktionsbedingungen in Asien zusammen: Zeit und Lohndruck, Einsatz von gesundheitsschädlichen Stoffen, kaum Rechte für Arbeiter und Kinder. Die Armut ist Ursache und Folge der Bedingungen.

Doch was kann der Konsument dagegen tun? Im ersten Impulsreferat prangerte der Schauspieler und bekennende Umweltaktivist Hannes Jaenicke die Textilbranche an. Nicht nur Billig- und Massenmarken, auch Luxusmarken würden billig in Fernost produzieren lassen, ohne Verantwortung für die dortigen Zustände zu übernehmen. Wir, die Verbraucher, sind nicht machtlos, so Jaenickes Appell: „Unsere schärfste Waffe ist der Geldbeutel. Es muss cool sein, zu fragen, woher kommt das Kleidungsstück, und wie wird es hergestellt?“
Doch nicht alle Textilhändler sind schwarze Schafe. Einige haben die Zeichen der Zeit erkannt und setzen auf soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit. Im deutschen Textilhandel gibt es eine Handvoll Pioniere, die sich sehr früh einer menschen- und umweltgerechten Herstellungsweise zugewandt haben. Einer der Pioniere: hessnatur. Rolf Heimann, Gründungsbeauftragter der hessnatur Stiftung, stellte in seinem Impulsreferat die fünf Säulen des nachhaltigen Unternehmenskonzepts vor: Arbeitsbedingungen und Ökologie, faire Handelsbeziehungen, nachhaltige Produktion und nachhaltiger Konsum. Heimann rät den Verbrauchern, das Preis-Leistungs-Verhältnis zu überprüfen und Transparenz einzufordern.
„Einerseits gab es noch nie so viele Informationen und Dokumentationen über die Produktions- und Handelsbedingungen im Textilsektor. Noch nie war es möglich, sich so genau über die Arbeitssituation in fernen Ländern zu informieren. Dennoch boomt der Billigabsatz von Textilien“, sagte Prof. Dr. Bernhard Bleyer, Organisator und Moderator des EthikForums. Mit der Widersprüchlichkeit der Konsumentensituation haben sich Antonia Nickel, Amelia Hantke und Johannes Fischer von Weikersthal, Schüler der Fairtrade School Erasmus Gymnasium Amberg, auseinandergesetzt und Freunde, MitschülerInnen und die Lehrer befragt, was und warum sie so einkaufen wie sie einkaufen.

Das EthikForum wird in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung, dem Evangelischen Bildungswerk, der Katholischen Hochschulseelsorge, der Evangelischen Studentenseelsorge, dem Caritasverband und der Amberger Zeitung sowie in diesem Jahr mit der Fairtrade Stadt Amberg veranstaltet.

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