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Beiträge unserer „Zugvögel“

Bom dia! - Grüsse aus dem Praxissemester in Brasilien

Theresa Schmalz, Internationales Technologiemanagement

Im Folgenden erzähle ich euch ein wenig über mein Praxissemester in Brasilien. Ich studiere Internationales Technologiemanagement und ein Praktikum im Ausland wird hierbei empfohlen, ich kann aber auch nur weiterempfehlen raus in die Welt zu gehen und das Praktikum weg von zu Hause zu machen, es rentiert sich auf alle Fälle. Auch ich war anfänglich etwas traurig von meinem geliebten zu Hause weg zu sein, aber entwickelte im Nachhinein ein ziemliches Fernweh und überlege in der Zukunft weiter im Ausland zu arbeiten, da sich auch ein paar Chancen für mich aufgetan haben.

Wie jeder neue Start in einem neuen Land, war auch meiner etwas holprig.

Ich reiste im September nach Brasilien und dachte mir in Deutschland beim Kofferpacken, dass es in Brasilien nur warm und sonnig sein wird.
Demnach packte ich ausschließlich kurze, luftige Sachen ein.
Hmmm…nur genau dieses Jahr war alles anders. Wie ich später von Einheimischen erfuhr, war genau dieser September und Oktober außergewöhnlich kalt! Also musste ich mir erst mal dicke Pullover und sogar eine Mütze kaufen und fror etwas vor mich hin! Dennoch wurde das Wetter immer besser und meine Bräune nahm langsam Fahrt auf.

Brasilien ist ein sehr großes und diverses Land. Um vom südlichsten bis zum nördlichsten Punkt zu gelangen müsste man circa 84 Stunden mit dem Auto fahren. Ich sah also nur einen kleinen Anteil des Landes. Die meiste Zeit hielt ich mich im Bundesstaat Sao Paulo auf, der bereits halb so viel Einwohner hat wie ganz Deutschland.

Meine Arbeitsstelle war in der Stadt Sao Jose dos Campos, welche eine gut entwickelte und gepflegte Stadt ist. Sie ist ein bedeutendes Technologiezentrum von Brasilien und ein großer Flugzeughersteller hat hier ihren Hauptsitz. Ich fühlte mich hier wohl und sicher. Denn man muss sagen, dass Brasilien auch hier und da ein mit Vorsicht zu genießendes Land ist. Dies merkte ich bei einer Firmenbesichtigung bei Coca-Cola in Rio de Janeiro. Ich als sogenannte „Gringo“ (=Ausländerin) falle unter den Menschenmassen sofort auf. Blonde Haare und grüne Augen sind selten zu sehen und werden deshalb ausführlich inspiziert, selbst von den Frauen.

Zurzeit ist Rio ein etwas gefährliches Pflaster und das merkte ich auch, es lag eine gewisse Anspannung in der Luft. Man muss besonders aufpassen, um sich nicht zu verfahren und in zwielichtige Gegenden zu landen. Als wir beim Essen waren, sah ich im Fernseh wie gerade eine Favela von der Polizei gestürmt wurde und selbst sah ich den Helikopter, der das Ganze filmte,…es war also nicht weit weg, wo Regeln und Vorschriften nichts zählten. Auch sollte man generell hier als Gringo eher nicht allein unterwegs sein.

Auch Sao Paulo ist eine riesige und gewaltige Stadt, in der der Verkehr eine absolute Katastrophe ist. Überall überholen Motorräder und um bei Feierabendverkehr 5km weiter zukommen, kann man schon mal 30 Minuten brauchen. Es gibt viele Obdachlose und mir wurde berichtet, dass auch manche schon mal aus dem Auto klauen können, wenn das Fenster bei der Fahrt offen ist.

Natürlich hat Brasilien auch viele schöne Seiten. Ich nutzte meine Wochenenden ausgiebig, um das Land ein bisschen besser kennenzulernen und besuchte somit ein paar sehr schöne Urlaubsziele.
Von schönen Stränden bis unglaubliche Natur gibt es hier viel zu sehen und zu erkunden. Pflanzen die bei uns in Deutschland als Zimmerpflanzen einfach nicht so recht groß werden wollen, haben hier außergewöhnliche Dimensionen und blühen und gedeihen. Auch die Vögel und Schmetterlinge haben außergewöhnliche Farben. Zum Glück sah ich aber keine Schlangen… ;).

Es gibt unglaublich schöne Orte und falls du Tipps brauchst, kann ich dir gerne weiterhelfen.
Auch wenn es etwas schwül wird, freundete ich mit dem Klima an und liebe einfach die Wärme. Ich will gar nicht daran denken, dass ich bald in -10°C zurückkehren muss.

Auch war während meines Aufenthalts gerade Weltmeisterschaft und ich kann nur sagen die Brasilianer sind absolute Fanatiker! Schon allein die Art wie ein Fußballspiel kommentiert wird ist anders, es muss der Ball nur über die Mittellinie rollen und ein absoluter Enthusiasmus entsteht, jeder springt auf und feuert das Team an. Natürlich alle von oben bis unten grün und gelb gekleidet. Dennoch war die Hoffnung auf den Weltmeistertitel bereits im Viertelfinale aus. Mir wurde erzählt, dass bei einem Titel alles stillsteht. Ganz Brasilien feiert und alle Arbeit wird stehen und liegen gelassen. Auch nahm man sich auch schon bei den herkömmlichen Spielen frei, um bei Public Viewing das Team anzufeuern. Dennoch sitzt das 7:1 noch tief und darf auf keinen Fall angesprochen werden.

Durch meine Arbeitsstelle lernte ich portugiesisch zu verstehen…sprechen konnte ich innerhalb von drei Monaten noch nicht so gut, aber ich konnte mich durch den Alltag schlagen. Hier wird fast kein Englisch gesprochen, dennoch verstehen einige Spanisch und somit mixte ich einfach alles etwas.

Aber ich wurde verstanden...

In meinem Praktikum lernte ich viel und merkte auch, dass die Angestelltenrechte andere sind wie bei uns, denn einer Angestellten wurde von heute auf morgen gekündigt. Es orientiert sich mehr an der amerikanischen „hire and fire“ Kultur. Alle Leute sind super aufgeschlossen und freundlich und nahmen mich in ihr Team auf, zum Schluss fühlte es sich fast familiär an. Ich lernte viel über die Getränkeindustrie und besichtigte sogar den größten Coca-Cola Abfüller weltweit. Viele Dinge geschehen hier über WhatsApp.

Zum Schluss ist zu sagen, dass ich sehr glücklich bin diese Erfahrung gemacht zu haben und den weiten Flug und die Distanz von zu Hause auf mich genommen hab. Ich lernte viel fürs Leben und werde sicher in der Zukunft zurückkehren. Brasilien besitzt viele außergewöhnlich schöne Orte, aber ist dennoch mit Respekt und einer gewissen Portion Vorsicht zu genießen.

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