Wasserstoff in der Industrie in Bayern und Tschechien

Am 3. Dezember 2025 fand im Porzellanikon Selb die Fachveranstaltung „Wasserstoff in der Industrie“ statt. Vertreterinnen und Vertreter aus Bayern und Tschechien nutzten die Gelegenheit, sich über aktuelle Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff in industriellen Anwendungen auszutauschen und die technischen sowie wirtschaftlichen Entwicklungen näher zu beleuchten.

Den Auftakt übernahm Dr. Stefan Bayer (Hochschule Hof), der in seinen Begrüßungsworten auf die Bedeutung regionaler Kooperationen für eine nachhaltige Energiezukunft einging. Im weiteren Verlauf stellte Benjamin Fojer (Rießner-Gase GmbH) das Wunsiedler Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff vor – eine Elektrolyseanlage mit 8,75 MW Leistung, die jährlich rund 1.350 Tonnen grünen Wasserstoff bereitstellt und ein konkretes Beispiel für regionale Wertschöpfung liefert.

Anschließend erläuterte Stefan Brandner (TÜV SÜD Industrie Service GmbH) die Anforderungen an den Betrieb von Wasserstofftankstellen gemäß BetrSichV und ging dabei besonders auf Sicherheitsstandards und Genehmigungsprozesse ein. Ingmar Jäschke (Ferngas Netzgesellschaft mbH) stellte zentrale Schritte zur Planung des entstehenden deutschen Wasserstoff-Kernnetzes vor, das industrielle Zentren miteinander verbindet und langfristig in europäische Leitungsstrukturen integriert werden soll.

Mit innovativen Konzepten zur dezentralen Versorgung energieintensiver Industriebetriebe befasste sich Matthias Rudloff (AMBARtec AG). Er präsentierte Speichersysteme auf Basis von Eisenoxid, die bei niedrigem Druck betrieben werden können und perspektivisch kostengünstige Speichermöglichkeiten eröffnen.
Einen praxisnahen Blick auf erfolgreiche Transformationsprozesse bot Reiner Herold (MSR-Innovations GmbH), der anhand eines Best-Practice-Beispiels zeigte, wie Unternehmen durch ein Zusammenspiel aus Photovoltaik, Batteriespeichern, Elektrolyse und Brennstoffzellen nahezu energieautarke Systeme realisieren können.

Mit der Frage, wie Unternehmen sich technisch und organisatorisch auf den Einsatz von Wasserstoff vorbereiten können, beschäftigte sich Manfred Bernhard (Max Streicher GmbH & Co. KG). Im Anschluss lieferte Markus Rösch von der HiTES Holding GmbH einen spannenden Beitrag zur Wasserstoffproduktion aus Biomasse, die auf das langfristige Potenzial dieser Technologie hinwies.

Ein wichtiger Schwerpunkt lag zudem auf den Entwicklungen im Nachbarland Tschechien. Ivo Komorous (NET4GAS, s.r.o.) präsentierte unter dem Titel „Czech Hydrogen Backbone“ den aktuellen Stand und die geplante Ausrichtung des tschechischen Wasserstoff-Kernnetzes. Er zeigte auf, wie zentrale Industriestandorte künftig über neue Leitungsinfrastrukturen angebunden werden sollen und welche Schritte dazu in den kommenden Jahren vorgesehen sind. Ergänzend erläuterte Martin Růžička (ORLEN Unipetrol) in seinem Vortrag „Opportunities and limitations of RFNBO Hydrogen production and utilization in the Czech Republic“ die Potenziale und Grenzen der Erzeugung und Nutzung von RFNBO-Wasserstoff in Tschechien. Beide Beiträge verdeutlichten, dass regulatorische Rahmenbedingungen, Investitionssicherheit und die grenzüberschreitende Abstimmung entscheidende Faktoren für den erfolgreichen Aufbau einer integrierten Wasserstoffinfrastruktur in der Region sind.

Es wurde sichtbar, wie vielfältig die Ansätze zur Nutzung von Wasserstoff in industriellen Prozessen bereits heute sind und welche Bedeutung der grenzüberschreitende Austausch für den weiteren Ausbau der Wasserstoffwirtschaft hat. Die zahlreichen Gespräche im Anschluss zeigten zudem das große Interesse an praktischen Lösungen für Produktion, Speicherung, Transport und Anwendung von Wasserstoff.