Skip to main content

Neumarkter HochschulForum: Neun Schritte für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen

Grafik die den Nachhaltigkeitsansatz visualisier
In neun Schritten zum wirksamen Nachhaltigkeitsansatz

Beim ersten Neumarkter HochschulForum im Wintersemester stand das Thema Nachhaltigkeit im Fokus. Zunächst referierte Dr. Alexander Herzner von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden, bevor das Thema anschließend mit Timo Burger, einem der beiden Mitglieder der Geschäftsführung der Burgis GmbH, bei einem Gespräch aus Unternehmersicht vertieft wurde.

Grafik die den Nachhaltigkeitsansatz visualisier
In neun Schritten zum wirksamen Nachhaltigkeitsansatz

Dr. Alexander Herzner führte zunächst die These aus, dass ohne Nachhaltigkeit bereits heute nichts mehr gehe und zeigte welche neun Stufen erforderlich sind, damit ein Unternehmen Nachhaltigkeit wirksam umsetzen kann. Er betonte dabei, dass zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR) viel gesprochen und leider nur wenig gehandelt werde. Dabei wird das Thema von den verschiedenen Anspruchsgruppen von Unternehmen als wichtig erachtet, so dass es wichtig sei relevante Strategien zu entwickeln und diese mit konkreten Maßnahmen auch zu realisieren.

In neun Schritte zu Nachhaltigkeit im Unternehmen

In einem ersten Schritt sind die zentralen Werte in Bezug auf Nachhaltigkeit zu definieren und bei den Mitarbeitenden sollte ein Verständnis für diese Werte und die damit verbundenen Zielsetzungen geschaffen werden. Im zweiten Schritt folgt die Integration dieser Werte in das Unternehmensleitbild und die Kommunikationsmaßnahmen – mit dem Ziel, eine Identifikation und Verinnerlichung dieser Werte bei den Beschäftigten zu erreichen. Im dritten Schritt wird das Thema Nachhaltigkeit in den Strategien aller Unternehmensebenen und aller Funktionsbereiche verankert. Wobei als vierter Schritt darauf zu achten ist, dass die Ziele ausgewogen alle Unternehmenseinheiten und geschäftlichen Perspektiven berücksichtigen. Im fünften Schritt werden die Maßnahmen und durch Prozesse implementiert.

Schritt sechs ist die laufende Überprüfung und Steuerung der Wirkung von Maßnahmen und deren Zielerreichung. Dabei ist im siebten Schritt darauf zu achten, dass wirklich relevante und aussagekräftige Kriterien und Indikatoren definiert, erfasst und abgebildet werden. Im achten Schritt gilt es, den Nutzen dieser Maßnahmen für die verschiedenen Stakeholder des Unternehmens sichtbar zu machen, also allen Beteiligten erkennbar zu demonstrieren, dass das Nachhaltigkeitsengagement des Unternehmens Vorteile für die jeweiligen Stakeholder bringt und welche dies konkret sind. Der neunte und somit letzte Schritt ist die Verstetigung der Nachhaltigkeitsbemühungen und eine stabile Verankerung durch standardisierte Prozesse im Unternehmen. Detailliert nachzulesen sind diese Ausführungen auch in der Publikation „CSR in Süddeutschland“, die demnächst erscheint.

 

Nachhaltigkeit in der Praxis

Im zweiten Abschnitt der Veranstaltung wurde das Thema Nachhaltigkeit in der konkreten Unternehmenspraxis beleuchtet. Timo Burger vom Knödelspezialisten Burgis GmbH war der Einladung zu einem Unternehmergespräch gefolgt. Nach einer kurzen Unternehmensvorstellung beantwortete er Fragen zu den Nachhaltigkeitsaktivitäten bei der Burgis GmbH, den Intentionen dahinter, den Zweckmäßigkeiten und zu messbaren Wirkungen.

Seit 2009 wird das Unternehmen Burgis in vierter Generation von Timo Burger und seiner Cousine Christine Dietmayr geleitet. Gleich zu Beginn wurde an der Identität des Unternehmens gearbeitet, wofür dieses stehen soll, wohin man sich entwickeln möchte und welche Werte für Burgis zentral sein sollen. Als Kernwert wurde „Vertrauen“ ins Zentrum gesetzt. Ein Wert den man sich verdienen muss, bei Kunden wie bei Lieferanten gleichermaßen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Nachhaltigkeit, sozusagen als Nährboden für Vertrauen, kombiniert mit den anspruchsvollen Qualitätsstandards bei Burgis, die durch Preise und Zertifikate belegt werden.

Das Unternehmen Burgis versteht dabei unter Nachhaltigkeit eine ausgewogene Verbindung aus Umweltschutz, wirtschaftlicher Tragfähigkeit, ökologischer Dauerhaftigkeit und sozialer Gerechtigkeit. Verantwortungsvolles zukunftsorientiertes Handeln gegenüber der Umwelt und den Mitmenschen überspannt den gesamten Wertschöpfungsprozess – es beginnt bereits vor dem Kartoffelanbau und endet nicht mit der Produktion und Auslieferung. Nachhaltigkeit ist laut Timo Burger die zentrale Unternehmensphilosophie und geht über die Tore des Betriebes hinaus. So werden die 70 Vertragslandwirte von der Pflanzung bis zur Ernte begleitet, umweltschädliche Spritzmittel sind untersagt und auf Gentechnik ist generell zu verzichten.

Auch der 2018 in Betrieb genommene Neubau ist ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit, so wurden die 35 Millionen Euro Investition auch bewusst für Nachhaltigkeitsmaßnahmen aufgewendet. U. a. wird das Produktionswasser wiederaufbereitet und der Wasserverbrauch konnte um 50 Prozent gesenkt werden, Büro- und Produktionsgebäude wurden als KfW-Effizienzhaus 55 gebaut, und eine moderne Kartoffelschälanlage sorgt für weniger Schälabfall und für höhere Energieeffizienz. Außerdem wurden ressourcensparende Koch- und Kühltechniken sowie eine Photovoltaikanlage eingebaut und die Abwärme der Anlagen wird durch Wärmerückgewinnung zum Beheizen der Räumlichkeiten genutzt. Auch die Verpackungen wurden durch Folieneinsparung optimiert und zur Verringerung der Umweltbelastung im Straßenverkehr und des CO2-Ausstoßes werden nur zertifizierte Speditionen eingesetzt, bei denen Euro-6-LKWs zum Standard gehören. Zudem wurden alle 70 Partnerlandwirte dazu verpflichtet, die „Burgis Bienenliebe“ – eine eigens entwickelte Blühmischung – als Blühstreifen neben ihren Kartoffelfeldern auszusäen.

Dabei werden nicht alle Ideen und Optionen für mehr Nachhaltigkeit unreflektiert umgesetzt, sondern insbesondere Maßnahmen, die größere Investitionen erfordern, bezüglich ihrer Wirksamkeit umfangreich geprüft und in ihrer Kosten-Nutzen-Relation wirtschaftlich bewertet. Denn wichtig ist der Burgis GmbH, dass ihre Maßnahmen keine Alibimaßnahmen sind, sondern für die Umwelt einen echten Nutzen darstellen.

Das nächste Neumarkter HochschulForum findet im November statt. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

Zurück