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Beiträge unserer „Zugvögel“

Don’t Stress, Do Your Best, Forget The Rest

Mit PROMOS nach Indien

Meine Reise nach Indien liegt bereits mehrere Monate zurück. Dies macht es möglich, den Bericht als eine Art Rückblick zu betrachten und zu erkennen, was von Indien und auch dem gesamten Projekt nach einiger Zeit noch in Erinnerung bleibt.

Die INDO-German Summer-Winter-School

Bei diesem Projekt handelte es sich um ein Austauschprogramm von Studenten der OTH Amberg-Weiden der Studiengänge Umwelttechnik und Erneuerbare Energien mit indischen Studenten der Rajagiri School of Engineering & Technology (RSET) der Studienrichtungen Elektro- und Informationstechnik. Mitte September fand die Summer-Week in Indien mit Hauptaufenthalt am Renewable Energy Centre Mithradham statt. Über PROMOS wurde hier ein Großteil der Kosten finanziert, was für die Teilnehmenden ein entscheidender Punkt war dem Angebot zu folgen. Mit der zweiten Woche, dem Aufenthalt der indischen Studenten in Deutschland Mitte Februar, wurde die Winter-School und somit der Austausch abgeschlossen.

Für mich stellte diese Reise – ohne praktische Erfahrungen jenseits Europas – die Möglichkeit eines völlig neuen Einblicks in eine andere Kultur dar. Das Interesse auf Neues war der Grund, warum ich mich, auch wegen der kurzen Entscheidungszeit, recht spontan dafür entschied. Leider muss ich jetzt im Nachhinein feststellen, dass sieben Tage mit fünf Tagen festem Programm Indien gegenüber sehr ärmlich erscheinen.

Anreise – Erste Eindrücke

Angesichts der nur sieben Tage unternahm ich nur wenige Vorbereitungen. Etwas verdutzt gegenüber den anderen Teilnehmern musste ich feststellen, dass eine Reiseapotheke in meinem Gepäck nicht existierte, die im Hinblick auf die etwas anderen hygienischen Standards eigentlich nicht fehlen sollte. Gestresst von der Anreise mit der bekannten, mittlerweile nicht mehr existenten Fluggesellschaft „Berlin Airways“ erreichten wir den Flughafen Kochi. Bei der Abwicklung der Einreise fielen schon gleich die sehr bequemen Stoffsessel vor der Visums-Kontrolle auf, die auch bei der langen Wartezeit ganz passend erschienen. Von dem langen Flug etwas mitgenommen wurden wir von einem arrangierten Taxi schon erwartet. Außer des nicht nötigen Anschnallens während der Fahrt um drei Uhr nachts konnte man sich keinerlei Vorstellung davon machen, wie diese Straßen in der Rushhour gefüllt sein werden. Doch umso weiter man sich aus Kochi entfernte und je näher man der Unterkunft kam, desto schlechter wurden die Straßen, und der Müll am Straßenrand war Standard. Im Anblick dieses Ortsbildes auf dem indischen Land im Vergleich zu den gewohnten deutschen Verhältnissen war man an einem Punkt angekommen, an dem man bei der Unterbringung die Wünsche recht schnell auf das Minimum sinken ließ. Nach dem 15-Stunden Flug versiegte die Hoffnung auf eine warme Dusche. Entgegen der Befürchtung entpuppte sich die Unterkunft jedoch als recht angenehmer Ort. Schon im Dunklen konnte man erahnen, wie grün und naturnah die Anlage des Renewable Energy Centre aufgebaut ist. Mit dem Frühstück am ersten Tag begann schon die Eingewöhnung an die indische Kultur, es war einfach gehalten, aber gut. Auch an die Regenzeit musste man sich gewöhnen, die erste Erkundung zur nächsten „Einkaufsmöglichkeit“ verlief im Nassen. Glücklicherweise gibt es in der Regenzeit auch immer wieder mehrere sonnige Tage, was den weiteren Verlauf wesentlich verbesserte. Während unseres Aufenthalts begann gerade die Regenzeit, die indischen Studenten bekamen Schnupfen, wir fanden es bei 30 Grad im Schatten ganz angenehm.

Am ersten Tag des Programms fand das Kennenlernen und eine offizielle Begrüßung statt. Im Vordergrund des Austausches stand der Aufbau des Kontakts zwischen beiden Studentengruppen. Sehr interessant waren die Einblicke in andere Arbeitsweisen und Herangehensweisen an Problemstellungen von Studenten, die durch andere Schul- und Studiensysteme geprägt sind. Hierfür wurde am Anfang ein Teambuilding organisiert. Für den fortlaufenden Kontakt beider Studentengruppen diente über die gesamte Laufzeit der Summer-Winter School die Erarbeitung eines gemeinsamen Projekts. Das Thema wurde von Prof. Späte ganz frei gewählt: die Erarbeitung von Energiekonzepten für ein Dorf. Somit wurde schon gleich die erste rege Diskussion der Themendefinition eröffnet. Unter den Deutschen war schnell eine Ideen-Sammlung entstanden, während sich die indischen Studenten noch eher zurückhielten. Es entstanden zwei Gruppen, eine zum Thema der technischen und energetischen Verbesserung eines Dorfes in Indien, eine zum Thema Verbesserung eines gleich großen Dorfes in Deutschland. Die Vorlesungen der gesamten Woche in Indien befassten sich mit dem Thema der Photovoltaik, woran man die aktuell hohe Relevanz der Technik in Indien erkennt. Besonders der Vortrag über den Markt für PV-Anlagen in diesem Land war sehr interessant. Leider enthielten die meisten anderen Vorlesungen über PV, aufgrund der bereits vergangenen Vorlesungen im Studium, für uns nicht mehr viel Neues.

Weitere erstaunliche Eindrücke von Indien erwarteten uns dann schnell beim Verlassen der Unterkunft. Völlig neu war die fachmännische Kühlung von Fleisch und Fisch durch die freie Konvektion der Luft und durch die Verdunstung des aufgespritzten Wassers auf den Fischen – zumindest beim Fisch- und Fleischverkäufer auf dem Land. Auf Besichtigungsfahrten zur Stadt Kochi und dem Flughafen kam man auch sehr schnell in den Genuss des „Kupplung-zehrenden“, scheinbar ordnungslosen Verkehrs, der sich auch durch Hup-Geräusche bemerkbar machte. In dieser Rushhour wird es zu einem unvergesslichen Erlebnis, wenn man durch einfaches Losgehen fast egal an welcher Stelle die andere Straßenseite erreicht.

Am Ende des offiziellen Programms stand die große Projektvorstellung an der RSET, die sehr zeremoniell gehalten wurde und bei der der Kontakt auch zu anderen Studenten möglich war. Während des engen Zeitplans war es selbst abends leider nicht möglich, Zeit mit den indischen Studenten zu verbringen. Dies lag an den Regeln der Hostels, in denen die Studenten untergebracht waren: bis 18:30 Uhr mussten Mädchen im Hostel erscheinen und bis 21:00 Uhr die Jungs – in getrennten Hostels, versteht sich. Der Versuch, die Zeit – wie man es in Deutschland gewohnt war – in den Abend zu überziehen endete in panischen Telefonaten und letztendlich im Austausch des täglichen Begleitpersonals. Die eigentlichen Konversationen erreichten erst in den zwei freien Tagen nach dem Programm ihren Höhepunkt.

Freizeit

Zur Freizeit gehört für mich hier auch die sehr interessante Essens-Kultur. Spicy-Food ist das, was man in Indien unter Essen versteht, eine für manche extrem erscheinende Schärfe gehört dazu. Einen bleibenden Eindruck hinterließ die zusammen organisierte Backwaters-Tour, eine Tour auf einem Hausboot durch das große Kanalnetz zwischen den Reisfeldern. Hier wurde die lockere Bewegungs- oder Tanzfreude der Inder schnell deutlich, was zum deutschen Walzer ein Unterschied von Welten ist. Auf diesem Boot wurden wir dann mit typisch indischem Essen verwöhnt, das typisch indisch mit der Hand aufgenommen wurde – zumindest versuchsweise. Vor allem die indische Gastfreundschaft lernten wir dort kennen, Zeit ohne etwas zu essen ist schlechte Zeit. So wurde wir immer wieder mit typisch indischen – sehr süßen – Leckereien und spicy Körnermischungen versorgt. Am Ende dieses Ausfluges durften wird dann wieder in den Genuss der Rushhour kommen, 70 km in drei Stunden. Dies war dann schon der letzte Tag in Indien, der in Anbetracht des erst so richtig startenden freien Kommunizierens mit den Indern viel zu früh kam.

Die Zeit nach dem Aufenthalt – zurück in Deutschland

Nach einem Auslandsaufenthalt, besonders in einem Land wie Indien mit so vielen Gegensätzen, kommt man ohne ständiges Zurückdenken und Vergleichen gar nicht mehr aus. Man geht mit anderen Wahrnehmungen durch den Tag. Es erscheint einem sehr viel geordneter, jedoch auch sehr viel strikter und enger getaktet, stressiger. Auch bleibt der Kontakt zu einigen indischen Studenten. Besonders dann nach der zweiten Woche in Deutschland mit den ganzen Erinnerungen hat sich das Miteinander noch um einiges verändert.

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