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Beiträge unserer „Zugvögel“

Mit PROMOS nach Jordanien

Forschung an der German-Jordanian University

Hallo zusammen!

Ich heiße Andreas Hawel und studiere Erneuerbare Energien im 8. Semester. Zurzeit nehme ich die letzte Hürde des Studiums, die Bachelorarbeit. Dabei wollte ich noch einmal die Möglichkeit wahrnehmen etwas Auslandserfahrung zu sammeln und habe mich daher auf den Weg nach Jordanien gemacht. Einige Kilometer südlich der Hauptstadt Amman befindet sich der Campus der German-Jordanian University (GJU), wo ich in den nächsten Monaten an verschiedenen Photovoltaiksystemen arbeiten werde.

Zugegeben, auch ich musste erst einmal Google Maps bemühen, um genau zu sehen, wo Jordanien überhaupt liegt und wo die Reise genau hingehen soll. Jordanien ist sozusagen das stabilste, sicherste und friedlichste Land im Nahen Osten. Im Westen des Landes bilden der Jordan und das Tote Meer eine natürliche Grenze, im Süden gibt es einen kleinen Zugang zum Roten Meer. Im Norden grenzen Syrien und Irak an Jordanien, welche in letzter Zeit nicht aus den Schlagzeilen geraten sind (Stichwort Islamischer Staat). Trotzdem herrscht hier in Jordanien seit Jahrzehnten Frieden, abgesehen von kleineren Konflikten und einer Militäraktion gegen den IS an der Nordgrenze zu Syrien).

Warum Jordanien?

In Jordanien gibt es sehr viel zu sehen: Am berühmtesten sind wohl das bereits erwähnte Tote Meer mit seinem extrem hohen Salzgehalt und die Felsenstadt Petra (eines der Neuen Sieben Weltwunder und bekannt aus Indiana Jones). Des Weiteren gibt es unzählige religiöse und kulturelle Stätten. Aufgrund seiner zentralen Lage zwischen verschiedensten Kulturen, Völkern, Religionen und Staaten hat hier so ziemlich jeder mal seine Spuren hinterlassen. Es gibt diverse Überbleibsel aus der Römerzeit (Amphitheater in Amman, Ruinen von Jerasch), Burgen (Kerak, Festung Adschlun, diverse Wüstenschlösser und Kreuzritterburgen), religiöse Stätten (Mount Nebo – von dort sah Mose das gelobte Land, Mosaike in Madaba). Zudem kann man im Süden des Landes noch bei Beduinen übernachten. Natürliche Sehenswürdigkeiten sind u.a. das Wadi Rum und die Ma’in Hot Springs.  

Es war überraschend schwierig, eine ansprechende Stelle für eine Bachelorarbeit im Ausland zu finden! Außerhalb des deutschsprachigen Raumes gibt es nur wenige Unternehmen, welche Bachelorarbeiten anbieten. In vielen Ländern hat die Bachelorarbeit einen sehr geringen Stellenwert, sodass ein Austausch nicht möglich ist; in manchen Ländern existiert das Konzept einer Bachelorarbeit gar nicht (beispielsweise Australien und Neuseeland). Auch die Anfragen unseres International Offices bei Universitäten im Ausland verliefen daher leider oft im Nirgendwo oder wurden nur zaghaft bearbeitet. Und natürlich sollte man auch etwas Interesse für die angebotenen Themen aufbringen können! Es gibt zwar zahlreiche Austauschprogramme und Organisationen für Studentenmobilität (IEC, GoInd, usw.), allerdings bieten diese fast ausschließlich ein gewöhnliches Studiensemester oder Praktikum im Ausland an, jedoch keine Bachelorarbeiten. Nach diesen Erfahrungen würde ich denen von Euch, welche eine BA im Ausland schreiben möchten, eher davon abraten und stattdessen ein Studiensemester und/oder Praxissemester im Ausland empfehlen.

Nicht zuletzt wollte ich zum Abschluss des Studiums noch einmal eine völlig fremde Kultur kennlernen. Ich war noch nie vorher außerhalb von Europa unterwegs, den Nahen Osten kannte ich bisher nur von den Horrormeldungen aus den Nachrichten und wollte mir nun selbst ein Bild davon machen.

Die ersten Eindrücke

Nach der Ankunft am Flughafen in Amman (der einzig internationale Flughafen in Jordanien), ist man erst einmal gezwungen Geld zu wechseln, um das Visum zu kaufen. Natürlich ist der Wechselkurs dabei richtig übel. Das erste Abenteuer war die Taxifahrt. Obwohl der Taxifahrer angab Englisch zu sprechen, verstand er kein Wort. Mein Vermieter musste ihm am Handy die Richtungen angeben, da Taxifahrer grundsätzlich keine Adresse oder ähnliches kennen, weil es diese hier teilweise auch gar nicht gibt. Also heizte dieser Amateurrennfahrer mit meinem Handy in der Hand mit 80-100 km/h nachts über eine unbeleuchtete Straße ohne Straßenmarkierungen, Leitplanken oder Ähnlichem, dafür aber mit vielen großen Schlaglöchern. Der Gegenverkehr, welcher uns entgegenkam, war ähnlich wagemutig unterwegs, teilweise mit abgeschaltetem Licht, da man dann angeblich in der Dunkelheit besser sieht und den Entgegenkommenden nicht blendet.

Nun bin ich in Madaba untergebracht, einer Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern, etwas südlich vom Campus der GJU. Madaba wurde von den ersten Christen gegründet, bald darauf verlassen und vergessen und erst Ende des 19. Jahrhunderts wieder besiedelt. Heute leben hier Muslime, Katholiken und Orthodoxe friedlich zusammen.

Die ersten Tage wurde ich von meinem Vermieter, welcher hervorragend Deutsch spricht, und seiner Frau auf Schritt und Tritt unterstützt. Sie zeigten mir die Umgebung, gaben mir zu Essen, fuhren mich zum Campus, bestellten Taxis, welche mich abholten... Obwohl man immer viel Positives über die Gastfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft und soziale Art in der arabischen Welt hört, haben die Gastgeberfamilie, das International Office an der GJU und mein Study Buddy (welcher jedem Incoming Student zu Beginn zugeteilt wird) meine hohen Erwartungen bei Weitem übertroffen! Auch wenn man hier praktisch nichts versteht, vieles nicht so funktioniert, wie man es in Europa gewohnt ist und alles etwas chaotischer abläuft, fühlt man sich sofort willkommen und nach einigen Tagen bereits wie zu Hause. 

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